WALES
Wolfgang Schiemichen & Thomas Finn
Abenteuerband für Cthulhu, Pegasus Spiele GmbH 1999
96 Seiten SC, ISBN 3-930635-71-2, unverb. Preisempf.: 29,80
DM
ndlich, endlich die erste Publikation nach dem
Regelwerk (und dessen limitierte Auflage) zum deutschen Cthulhu-Rollenspiel.
Pegasus gibt sich dabei nicht mit einer "einfachen"
Übersetzung eines Chaosium-Supplements zufrieden, sondern
veröffentlicht mit "Wales" einen exklusiven Abenteuerband
zweier deutscher, erfahrener Autoren.
Von der Aufmachung her ist der Titel im Stile
des Standard-Regelwerks gehalten. Gleiches gilt für die
Gestaltung des Inhaltes. Pegasus scheint hier einen ganz eigenen
Stil definieren zu wollen, und diesen auch konsequent durchzuziehen.
Inhaltlich ist "Wales" in drei Abschnitte
eingeteilt; der erste Teil enthält 16 Seiten Quelleninformationen
zum Land der Kelten und Geister. So werden z. B. besondere Örtlichkeiten
der Region kurz vorgestellt und lokale Legenden, Geistergeschichten
und Sagen angeschnitten. Auch historische Geschehnisse zurück
bis in die Zeit der Druiden und die besondere keltische Mythologie
werden ausreichend ausführlich behandelt.
Die restlichen Seiten teilen sich zwei in Wales angesiedelte
Abenteuer: "Das Chamäleon" von Wolfgang Schiemichen,
der auch für die Quelleninformationen verantwortlich zeichnet,
und "Der Fluch des Siebten Mondschattens" von Thomas
Finn.
Ersteres Abenteuer führt die Charaktere in den (fiktiven)
Ort Crug Llangfinghangel in einer Zeit besonderer politischer
Wirrungen, in die sie auch prompt hineingezogen werden. Das
dabei auch ein Wesen aus den Traumlanden, das sich hier zu manifestieren
beginnt, eine Rolle spielt, finden sie hoffentlich nicht zu
spät heraus...
"Der Fluch des Siebten Mondschattens" ist ein klassisches
Gespensterhaus-Setting mit einigen netten Ideen und eher traumländischer
Atmosphäre.
Was mir gut gefällt:
Die sehr ausführliche Ausstattung mit Handouts ist ein
echtes Plus und wird hoffentlich bei ähnlichen Neupublikationen
beibehalten, bzw. Übersetzungen werden ggf. um solche ergänzt!
Diesbezüglich scheint Pegasus Laurin nacheifern zu wollen
(bzw. hat sie IMHO schon überrundet)...
Bei Thomas Finns Abenteuer fielen mir besonders positiv die
"Gruseltips" auf; kleine, für das Abenteuer eigentlich
im wesentlichen unerhebliche "Gimmicks" für die
Atmosphäre - mehr verrate ich hier nicht... Mehr davon!!
Was mir eher mißfällt:
Die Cover-Gestaltung entspricht dem des Regelwerks, ist also
vergleichsweise "bunt". Das sieht gar nicht sooo schlecht
aus, wie manche meinen, tödlich dagegen bei "Wales"
ist aber IMHO der viel zu große und mit blauen Flämmchen
verzierte "Land der Kelten und Geister"-Schriftzug.
Das sieht einfach besch...eiden aus und ist auf den ersten Blick
nicht so recht lesbar. Lieber darauf verzichten, und solche
Untertitel auf lesbare und nicht so aufdringliche Weise unterbringen,
Holger...
Falls ich es nicht gerade überlesen habe, hat Wolfgang
Schiemichen etwas fast schon elementär Wichtiges zur Kelten-Thematik
vergessen: das Halloween-Fest soll ja auf das keltische "Samahin-Fest",
die "Nacht der lebenden Toten", zurückgehen.
Wäre doch ein prima Ansatzpunkt gewesen, oder?
Fazit:
Für mich sieht es so aus, als würde mit "Wales"
eine ganze Serie von Abenteuerbücher mit Quellenmaterial,
bezogen auf bestimmte Regionen oder Länder, starten. Wenn
dem so ist, kann man nur hoffen, daß Pegasus den begonnenen
Qualitätsstandard noch steigern kann. Inhaltlich ist "Wales
- Land der Kelten und Geister" gut gelungen, wenn man von
kleineren Fehlern asieht.
Am Preis gibt es nichts auszusetzen; für knapp 30 DM bekommt
der Käufer einen ordentlichen Gegenwert in Form eines professionellen,
kompetent ausgearbeiteten und gut gestalteten Cthulhu-Supplements,
dessen Kauf er nicht bereuen wird (solange er nicht gerade ausgebildeter
Layouter oder Grafikdesigner ist).
Ach ja: Ein Teil des verwendeten Bildmaterials in "Wales"
stammt aus den Bildbänden des bekannten Fotografen Simon
Marsden. Ich hoffe mal, Pegasus hat entsprechende Erlaubnis
für diese Verwendung, wäre schade, wenn es Ärger
wegen Copyright-Verletzungen gäbe! Ein Hinweis im Impressum
auf die Herkunft fehlt jedenfalls... Außerdem kam mir
zu Ohren, daß jedem eigentlich Burgpläne bzw. Landkarten
u. ä. beigefügt sein sollten - ist nicht der Fall,
ob Pegasus das noch nachholt?
Ingo Ahrens
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