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Patrick J. Grieser
Venusfliegenfalle
-Zwei Erzählungen-
Basilisk-Verlag, 104 Seiten HC
12,68 Euro
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uperlative wie "beklemmende Lovecraft'sche Atmosphäre", "neue, überraschende Wendungen", "metaphernstarker Symbolgehalt" und "surrealer Flair a la Altmeister Poe" auf dem Klappentext versprechen vorab einiges und wecken bei dem einen oder anderen vielleicht sogar Vorbehalte vor dem Lesen der in diesem schmalen Bändchen versammelten beiden Kurzgeschichten von Patrick J. Grieser (übrigens auch der Herausgeber des Verlags, was einiges klarer macht).

Beide Stories haben eine skurrile, düstere Stadt im Mittelpunkt, in der sich jeweils ein andere Protagonist unter merkwürdigen Umständen wiederfindet und da Rätsel seines Hierseins und seiner Umgebung erkundet. Diese Umgebung ist mehr als bizarr und wird vom Autor durchaus bildhaft und schaurig, besonders in der ersten Geschichte, beschrieben. Überhaupt fällt die erste der Stories eher positiv auf; mir gefällt zum Beispiel das Motiv der auf den Türmen schreienden Menschen sehr gut. Die Pointe, auch wenn sie recht originell ist, überzeugt nicht hundertprozentig, und die Begegnung mit dem seltsamen Grossen Alten im Garten ist eher peinlich geraten.
Die zweite Story hat das Problem, relativ ziellos daherzulaufen und keine konkreten Höhepunkte, Aussagen oder Aktionen anzustreben. Stärker noch als in der ersten fällt es dem Leser schwer, eine irgendwie geartete Beziehung zum Erzähler aufzubauen, was bei einer Ich-Erzählung essentiell ist.

Grieser erzählt, wie gesagt, seine Stories mit einfacher, aber bildhafter Sprache, die es dem Leser sehr gut ermöglicht, sich das Geschehen innerlich vorzustellen. Seine "metaphorischen" oder philosophischen Ideen, die er uns hier ganz offensichtlich zu verkaufen beabsichtigt, sind mehr als undurchsichtig und vermitteln eher Verwirrung. Spannung kommt selten auf, etwas wie Atmosphäre nur in der ersten Story. Es ist nicht wirklich etwas Schlimmes, wenn ein junger Autor bei seinen Gehversuchen (Grieser hat fairerweise gesagt schon einige Veröffentlichungen im Fantasy-Bereich (sic!) getan) nicht immer ins Schwarze trifft. Schwer wiegt aber, das man als Käufer und Leser mit fabulösen Lobeshymnen (Klappentext) in die Irre geführt wird. Zählt man noch den für knapp 100 Seiten im Hardcover unverschämt hohen Preis und die dabei extrem gross gewählte Schriftgrösse und Zeilenabstand dazu (erinnert ein wenig an Grossschrift-Bücher für Leseanfänger), kommt man nicht umhin, sich ein wenig übers Ohr gehauen zu fühlen.

Immerhin ist das Büchlein äußerlich ordentlich gestaltet, fast schon edel. Ob das den Preis rechtfertigt, steht auf einen anderen Blatt.

Fazit: Wer einen Kleinverlag und einen jungen Autor unterstützen möchte, kann dies gerne tun. Wirklich empfehlen kann ich die Venusfliegenfalle guten Gewissens jedoch leider nicht. Der Autor zeigt jedoch einige sehr gute Ansätze, die er mit einigem Fleiss ausbauen kann, um uns mit zukünftigen Geschichten mehr zu faszinieren, als hier. An der Preisgestaltung muss der Verlag allerdings noch arbeiten...

Ingo Ahrens

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