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H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens No. 8
Basil Copper
Die Eishölle
-Roman-
Festa-Verlag, 176 Seiten HC
17 Euro
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L

ach dem letzten Band der Reihe, welchen, da von August Derleth verbrochene Machwerke enthaltend, ich mich weigere zu rezensieren, überrascht dieser Roman von Basil Copper auf das Angenehmste. In der Tat behält der Klappentext hier einmal Recht, wenn er von einem visionären Roman in der Tradition von Lovecrafts At the Mountains of Madness spricht.

Der Fotograf (und Haupt-Protagonist) Plowright lässt sich von dem tatenkräftigen Forscher Scarsdale anwerben, eine ominöse, gar revolutionäre Expedition zu begleiten und zu dokumentieren; eine Expedition an einen Ort, von dem Scarsdale einst bei einer früheren Expedition nur mit Mühe und Not entkommen konnte. Nun, besser vorbereitet, will er einen weiteren Versuch wagen, ohne seinem neuen Begleiter zuviel von den Zielen erzählen zu wollen. Von dem charismatischen Mann angetan, geht er mit der kleinen Forschertruppe und außergewöhnlicher Ausrüstung auf eine Reise, die sie in einer nicht näher bezeichneten Region zu einem monströsen, mit Schriftzeichen versehen Tor führt. Einer Reise zum Mittelpunkt der Erde gleich fahren sie mit ihren Gefährten tief, viele hundert Kilometer in den Berg hinein, durch gewaltige, künstlich geschaffene Stollen und mit Booten über einen See, bis zu einer zyklopischen Stadt, verlassen von den unbekannten Kreaturen, die sie einst schufen. Doch die Stollen führen noch weiter, und das seltsame Licht, das die unterirdische Finsternis immer stärker erhellt, geht von der Quelle aus, die das Ziel von Scarsdales Expedition darstellt - die Eishölle, ein Tor für entsetzliche Wesen, vor denen nicht allen Teilnehmern die Flucht gelingt...

Der Vergleich mit Berge des Wahnsinns ist gut gewählt, beide Romane verbinden viele Parallelen. Auch in stilistischer Hinsicht wirkt Copper verblüffend vertraut und zeigt sich als exzellenter Lovecraft-Plagiator (im positiven Sinne). Ihm fehlt allerdings das Unterschwellige, spätestens, wenn die Kreaturen aus dem Tor dringen und die Hatz beginnt, verliert der Roman einiges von der Kraft, die er zuvor aufgebaut hat. Copper wäre hier sicher besser beraten gewesen, sich weniger an derart direkte Schilderungen und Gegenüberstellungen mit den Wesen zu halten, und die subtilere Technik des Vorbildes vorzuziehen. Die Atmosphäre leidet allerdings nur ein wenig, die Spannung hält sich durchgehend und kulminiert in einem klassischen, schockierenden Endsatz, der wirklich, endlich mal wieder einen echten Schauer erzeugt, wie ich ihn lange nicht mehr erlebt habe. Man mag noch, speziell im Vergleich zum erwähnten Berge des Wahnsinns, bemängeln, das Copper die präziseren, glaubwürdigeren Beschreibungen der technischen Aspekte einer solchen Expedition missen lässt; Berge des Wahnsinns profitiert ganz eindeutig von dem sehr realen Setting in der Antarktis und den sehr authentisch wirkenden Beschreibungen von Ausrüstung und Lebensbedingungen. Diese Punkte bleiben bei Copper etwas schwammig, was die Glaubwürdigkeit leicht trübt und die Aufmerksamkeit des Lesers ablenkt.

Das Gesamtbild jedoch ist ein überaus gelungenes; die kleinen Schwächen verzeiht man gerne, denn selten gab es eine so gekonnt verfasste, spannende und gänsehauterzeugende Lovecraft-Nachahmung zu lesen. Ein Roman, der fast genauso aus der Feder des "Meisters" hätte geflossen sein können - das schaffen nicht viele, und Copper geht noch darüber hinaus. Keine reine Kopie, bringt er eigene Einflüsse mit, die den Mythos erfrischen und Lust machen auf mehr. Eine echte Empfehlung und ein Muss in der Bibliothek eines jeden Fans.

Ingo Ahrens

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