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"Lovecrafts dunkle Idole" - Horrorgeschichten
(H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens, Blitz Verlag 1999, DM 19,80)
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er in diesem Buch Geschichten vom "Meister" persönlich erwartet, wird dahingehend vielleicht enttäuscht. Wie der Titel des Bandes schon andeutet, enthält selbiger Werke von Lovecrafts Vorbildern, von Autoren, die ihn beeinflußten oder beeindruckten, Geschichten, die er selbst gerne mochte.

Ganz und gar nicht enttäuschend ist aber die Qualität dieser Kurzgeschichten. Insgesamt dreizehn an der Zahl sind auf den 176 Seiten zu finden, und nur wenige haben dem Rezensenten nicht gefallen...

Die meisten der Autoren waren mir bis dato kein Begriff (Ausnahmen wie Ambrose Bierce bestätigen die Regel...), was aber nicht weiter verwundern mag, gibt es doch anscheinend von den meisten keine deutschen Buchausgaben. Überhaupt scheint der größte Teil von ihnen nur geringes Interesse am phantastischen Genre gehabt zu haben; in den einleitenden Texten vor jeder Geschichte wird der Autor kurz vorgestellt, und meistens wird hier erwähnt, daß sein Hauptwerk sich bis auf wenige übersinnliche Geschichten z. B. auf Kindergeschichten oder ähnliches beschränkt.

Die erste Geschichte stammt von Mathew Phipps Shiel und wird vom Herausgeber, Frank Festa besonders stolz präsentiert: "Das Haus im Sturm" erzählt vom Niedergang eines alten Adelsgeschlechts, das vom Herrensitz in den Tod gerissen wird. Die vom Herausgeber als "Fehlurteil" titulierte Beurteilung im Lexikon der phantastischen Literatur, "eine... bis ins Lächerliche übersteigerte Nachahmung von Poes 'The Fall of the House of Usher'..." muß ich bei dieser Geschichte allerdings bestätigen. Schwer zu lesen, schwer in Gedanken bildlich vorzustellen und umständlich erzählt, ist gerade diese Story die meines Erachtens schwächste in dem Band.

Mir blieb jedoch nicht viel Zeit, über den schwachen Start enttäuscht zu sein, denn die folgenden Werke empfand ich in jeder Hinsicht wesentlich besser und dem Meister würdig. Stellvertretend möchte ich für meine Favoriten hier nur einige nennen: Francis Marion Crawfords "Das Totenlächeln", Irvin S. Cobbs "Fischkopf", Ralph Adams Crams "Das Tote Tal" und die vier kurzen Erzählungen von Lafcadio Hearn.

Einigen Geschichten merkt man deutlich die an Lovecraft übergegangene Inspiration an. Besonders Cobbs "Fischkopf" dürfte jeden Leser an gewisse Vorgänge in dem Städtchen Innsmouth erinnern. Andere Werke wiederum sind einfach nur gute Gruselgeschichten, die Spaß machen zu lesen (Ausnahme: "Das Haus im Sturm"...). Vorausgesetzt, man mag Geschichten im Stile von Poe, Bierce, Lovecraft und Co.

Besonders hervorzuheben ist die fantastische Umschlaggestaltung des Buches. Ein wunderbares Titelbild, das zwar atmosphärisch mehr auf einen Franz Kafka als Lovecraft einstimmt, aber nichtsdestotrotz sehr schön gelungen ist in seiner Darstellung von Verfall und Niedergang.

Erschienen ist dieser empfehlenswerte Band in einer Auflage von nur 400 Exemplaren im Blitz-Verlag, welcher auch alte Serien wie "Macabros", "Larry Brent", "Dämonenkiller", "Raumschiff Promet" und andere neu auflegt. Federführend bei dieser Publikation war allerdings Frank Festa von der Edition Metzengerstein, ein anderer Kleinverlag. Er soll auch nicht der einzige Band in der "Bibliothek des Schreckens" bleiben, angekündigt wird bereits Band Nr. 2 mit dem Titel "Die Saat des Cthulhu", angefüllt mit Geschichten von Schreibern, für die Lovecraft das Idol war (Ramsey Campbell, Thomas Ligotti...). Ein Buch, daß man sich ebenfalls vormerken sollte...

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H. P. Lovecrafts CTHULHU - Das Regelwerk, Limitierte Auflage
(Pegasus Spiele GmbH 1999, DM 179,00)

Sechshundertsechsundsechzig Stück gibt es von diesem Mordstrumm von einem Rollenspielregelwerk. Ob sie bei diesem happigen Preis auch alle verkauft werden?

Ohne Zweifel handelt es sich um eine ausnehmend schön und aufwendig gestaltete Sonderauflage des kürzlich neu auf deutsch erschienen Regelwerkes zum CTHULHU-Rollenspiel. Mit einiger Verspätung, wie auch die reguläre Ausgabe, kam die Limited Edition Ende Mai in die Läden und wartet auf Käufer.

Locken will man diese mit einem dunkel(wein?)roten Ledereinband, der dem Buch einen sehr edle Touch gibt, weit vor ähnlichen Limited Editions wie jenes von Vampire:Die Maskerade. Die Goldprägung vorne tut ihr übriges, das Pegasus-Logo auf der Seite hätte man allerdings weglassen sollen. Ein Älteres Zeichen hätte es auch getan...

Für das Innere hat man besonders dickes, schweres Papier verwendet, das auch von der leicht vergilbten Farbe her stark an die alten Ausgaben von Laurin erinnert. Damit ist dieser Band auch ein ganzes Stück dicker als die Standard-Version. Halt was zum Briefebeschweren, oder im Ständer ins Glasregal stellen und so...

Und sonst? Naja, das war's eigentlich schon... Ich gebe zu, enttäuscht zu sein! Denn für die nicht unbeträchtliche Summe, die diese Auflage "mehr" kostet, bekommt man also gerade mal ein bißchen Leder, Golddruck und dickes Papier (ach ja, und ein Lesebändchen). Ich hätte mir gewünscht, die Seiten individueller zu gestalten, sei es richtig ankokeln oder sonst irgendwelche Gimmicks dazupacken. Na gut, das Ankokeln kann man auch selbst machen, wenn man will :-)

Inhaltlich ist, wie zu erwarten, nichts verändert worden. So bleibt diese Ausgabe ein Liebhaberstück für Sammler, die sonst schon alles haben und einfach immer komplett sein müssen. Einsteigern in das Rollenspiel ist vom Kauf abzuraten (dürfte wohl auch keiner in Erwägung ziehen...), aber wer mal was Besonders als Blickfang im Regal stehen haben oder seine neuen Spieler beeindrucken will ("okay, kommen wir zur Charaktererschaffung, das ist ganz einfach" - RUMMS), und außerdem noch 180 DM übrig hat, darf gerne zugreifen!

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