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Ian Watson
FEUERWURM
Blitz-Verlag Windeck 2000
226 Seiten Hardcover, ISBN 3-89840-901-5
19,80 DEM
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at der Leser dieses Artikels das auch schon mal empfunden? Er liest ein Buch durch und fragt sich nach der letzten Seite "Wie, das war's schon? Und wo war die Pointe?"? Wenn nicht, soll er sich Ian Watsons "Feuerwurm" schnappen, Erfolg garantiert...

Ian Watson ist als SF-Autor einer der z. Zt. bekanntesten und erfolgreichsten und versteht in diesem Genre zweifellos auch sein Handwerk. In "Feuerwurm" vermischt er (lt. Klappentext) SF mit Horror und historischen Elementen. Ja genau, zu einem furchtbar klebrigen Brei, in dem der Leser ohne weiteres steckenbleibt!

Der Psychiater John Cunningham therapiert seine Patienten, indem er diese durch Hypnose vorangegangene Leben "erleben" läßt. Nebenbei ist er noch unter Pseudonym Autor von Horror-Romanen und spricht im Geiste auch mit seinem "alter Ego Horror-Autor" (sprich: er ist selbst nicht ganz dicht bzw. verwirrt sich im Laufe der Story zunehmend).
Grob gesagt kommt er dabei auf die Spur einer Kreatur, die in einer Felshöhle an der englischen Küste haust, eine Wesen eins mit Fels und Steinen, das seine Opfer telepathisch anlockt (oder so). Erschaffen wurde es vor Jahrhunderten von einem Alchimisten, dem dieser "Feuerwurm" entkommt. John läßt es sich nicht nehmen, diese Höhle aufzusuchen, was für seinen geistigen Zustand spricht...

Die Story hätte sooo interessant sein können, aber meines Erachtens hat Ian Watson sämtliches Potential darin mit vollen Händen verschüttet, wo es nur geht. Der Roman entstand Mitte der Achtziger - damit sind die elenden, völlig belanglosen Bezüge zu AIDS und die handlungsmäßig irrelevanten sexuellen Szenen noch entschuldbar (die Achtziger sind für mich nicht nur musikalisch (überwiegend jedenfalls), sondern auch gesellschaftlich ein schwarzes Loch in der Geschichte des 20. Jahrhunderts). Watson gibt ein paar experimentelle Kunststückchen ab (diese unsägliche zweispaltige Textpassage) und springt munter zwischen Erzählern, Zeiten und Orten hin und her. Gegen Ende ist mir des öfteren entschlüpft, wer da gerade mit wem spricht, weil eigentlich kann doch er nicht mit ihm, weil der zu einer anderen Zeit, aber dann ist da noch - ach, lassen wir das.

Dem Urteil des Klappentextes "Eines seiner besten Werke" kann ich mich kaum anschließen - ich kenne dazu zum einen zu wenig seiner anderen Werke, um das beurteilen zu können, aber wenn "Feuerwurm" sein bestes Stück ist, frage ich mich, wie er von der Schriftstellerei leben kann. Vielleicht bin ich auch zu blöd für anspruchsvolle Literatur - seltsman nur, warum ich beispielsweise Thomas Ligotti, ebenfalls nicht gerade ein literarisches "Leichtgewicht", so gerne mag. Irgendwas macht der wohl anderes, wenn es ums hintergründige, philosophische, unterschwellige, anspruchsvolle geht.

Eine echte Empfehlung gibt es für "Feuerwurm" also leider nicht, auch wenn die Kreatur in der Höhle einen kleinen "Cthuloid-sei-Bonus" gewährt bekommt und die Gestaltung des Hardcover-Einbandes sehr gelungen ist. Was für Watson-Fans und literarische Masochisten.


Ingo Ahrens

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