![]() |
![]() |
![]() |
|
![]() Fred Chappell
o - da haben wir jetzt ein Buch aus der Reihe "Meisterwerke
der Phantastik" des Blitz-Verlags, und ich muß unumwunden
eingestehen, das ich es im ersten Anlauf nicht verstanden habe! Fred Chappell, Jahrgang 1936 stammt aus dem amerikanischen Süden und hat es zu allgemeinem hohen Ansehen unter den Autoren dieser Region gebracht. "Dagon" ist einer seiner wenigen Ausflüge in den Phantastischen Bereich, 1968 verffentlicht und damals in den USA wenig beachtet. Frank Rainer Scheck, Herausgeber dieses Buches, bezeichnet den Stil des Romans grob als eine Verbindung aus Southern Gothic mit New England Gothic, wie er das "literarische Gedankengut" H. P. Lovecrafts nennt. Es geht um einen Priester, Peter Leland, der auf seltsame Weise in eine dunkle Gedankenwelt abgleitet, seine Frau tötet und mit dem fischgesichtigen Mädchen Mina herumzieht. Er ist von dieser kalten, erbarmungslosen Frau zunächst verwirrend fasziniert, die ihn mißbraucht, mit Alkohol versorgt, demütigt und verletzt. Peter Leland verliert sich teilnahmslos in einer sadistischen Welt aus Angst, Schmerz und Unterwürfigkeit, erträgt unsägliche Qualen, bis er Sinn und Zweck seines Leidens versteht... Trotz der auffallenden Bezüge zu Lovecrafts Themen (Mina ist wohl eine Hybride, es gibt Nennungen von Cthulhu, Dagon und einiges mehr) ist "Dagon" alles andere als ein typischer "Mythos"-Roman, etwas vollkommen eigenständiges. Wie erwähnt, habe ich zunächst Sinn und Hintergrund des Ganzen nicht verstanden, insofern waren die Anhänge sehr wertvoll für das Verständnis, nämlich ein Nachwort des Herausgebers und zwei Kommentare von Fred Chappell selbst. Das heißt allerdings nicht, das "Dagon" dadurch für mich zu einem "guten Buch" wird. Sicher hat "Dagon" auf seine Weise eine Faszination und stellt zweifellos eine echte Bereicherung der manchmal doch recht faden post-Lovecraftschen Mythos-Literatur dar. Dennoch kann ich es nicht richtig "mögen". Vielleicht ist mir der philosophische Ansatz zu hoch, oder zu wenig unterhaltsam angelegt. Die Erzählung plätschert vor sich in, ohne echte Höhepunkte (der erste und einzige ist die Ermordung seiner Frau) und Einblick in die Hintergründe. Dinge "sind so", und wir erfahren nicht warum. Das muß nichts schlechtes sein, hinterläßt bei mir aber im Fall von "Dagon" doch einige offene Fragen, um diesen Roman befriedigendes Leseerlebnis zu betrachten. Vielleicht muß man ihn auch öfters lesen, oder mit mehr Aufmerksamkeit? Mag sein! Ich sehe auch keinen Grund, das Buch in einem Monat oder zwei nicht nochmal in die Hand zu nehmen und bewußter zu lesen. Denn auf seine besondere Weise hat sich "Dagon" dann doch in mein Gedächtnis geprägt und nagt dort, und nagt, und nagt... Kurzes Fazit: Anspruchsvoll und keine leichte Kost - was ganz feines...! Ingo Ahrens
|
|||
![]() | ![]() |
![]() |