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Interview
Frage: Also, erzählt doch erstmal wer ihr seid, was ihr so macht, was euch zu Cthulhu getrieben hat und wie lange das schon her ist. Antwort: Steiner: Also, ich bin Student an
der Universität Osnabrück in den Fächern Geschichte und Germanistik.
Mit Rollenspiel habe ich vor ca. 10 Jahren angefangen. Schulkameraden
brachten mir erst das Fantasy-Genre näher und wir sind dann
gemeinsam auf Cthulhu umgestiegen, weil D&D und AD&D einfach
ausgereizt war. Frage:Sebastian, eine ganz wichtige Frage an dich: Woher der Spitzname "Steiner"? Antwort: S.: Na ja, der Spitzname hat schon etwas mit den gleichnamigen Filmen zu tun. In der Schule haben ihn mir ein paar Freunde verpaßt, weil ich seinerzeit ganze Textpassagen aus „Brücke von Arnheim" oder „Agenten sterben einsam" aufsagen konnte. Verschiedene Tarnjacken taten dann ihr übriges. Seitdem bin ich den Namen nicht wieder losgeworden. Paradoxerweise habe ich meinen Dienst am Vaterland an den Kranken und Behinderten geleistet. Frage:Kai, das "Crystalla" ist ja auch nicht dein echter Nachname, wie kam es zu diesem Namen und zu "Chysse"? Antwort: K.: Tja Ingo, leider Pech gehabt.
Mein Großvater entschied sich, daß Kristaller nicht deutsch
genug aussieht und änderte das damals in Crystalla, schon
witzig, oder? Da allen Freunden das sehr bald zu lang war,
wurde das Frage:Soviel also zu dem Wahnsinn in deiner Familie. ;-) Lassen wir den sinnlosen Small Talk und wenden uns ernsteren Themen von Politik und Kultur zu: Ihr "betreibt" den Fan-Verlag "Armageddon Press" und habt diverse Abenteuer zu Cthulhu herausgebracht. Wie lange gibt es den Verlag schon und wieviele Werke habt ihr bisher publiziert? Antwort: S.: Vor knapp vier Jahren wollten wir einfach mal eines unserer Abenteuer zu Papier bringen. Zu dieser Zeit hatte sich Laurin gerade vom Markt verabschiedet und Cthulhu war auf dem deutschen Markt praktisch nonexistent. So kam es, daß wir ziemlich viel selbst konstruiert haben. Bisher gibt es zwei Bände aus unserem Fanverlag. „Schwarzer Mond" ist ein längeres Szenario in Kanada, und in „Osnabrücker Nächte" gilt es in der kleinen Hansestadt zwei Abenteuer zu lösen. Frage: Vertreibt ihr die Abenteuer selbst, läuft das über Mund-zu-Mund-Propaganda, über befreundete Spielehändler oder wie bringt ihr die Abenteuer unter das Volk? Antwort: S.: Genau so. In Münster und Osnabrück sind unsere Veröffentlichungen im Laden zu haben. Der Rest läuft über Freunde. Einen großen Teil machen die Bestellungen über’s Internet aus. Frage: Welche Auflage haben die Abenteuer denn in der Regel? Antwort: S.: Ungefähr 50 - 100 Stück. Mehr ist leider nicht drin. Frage: Ist damit zu rechnen, das bald wieder was aktuelles aus eurem Hause zu bekommen ist? Habt ihr was Neues geplant? Verratet mir und den Lesern des Chronicle doch mal ein paar Details! Antwort: S.: Im Augenblick arbeiten wir an
drei verschiedenen Projekten, die in zwei neuen Bänden zusammengefaßt
werden sollen. Es handelt sich zum einen um eine Kampagne,
die vor dem Hintergrund der politischen Wirren des Jahres
1922 spielt und quer durch das Deutsche Reich geht. Zum anderen
ist ein Band mit zwei Szenarien geplant, die beide in England
(Nottingham und London) spielen. Frage: Wie steht ihr zu dem neuen Cthulhu-Release durch Pegasus und den erlebten Verzögerungen und Vertröstungen der letzten Monate? Antwort: S.: An solche Verzögerungen hat sich
die Cthulhu-Gemeinde wohl schon gewöhnt. Das hat man schon
bei Ars Ludi und Cutting Edge erlebt. Das neue deutsche Regelwerk
habe ich selbst noch nicht in Händen gehabt, hoffe aber, daß
es eine neue Motivation gibt, Cthulhu in Deutschland wieder
populärer zu machen. Leider fürchte ich, daß der relativ hohe
Preis (knapp 70 DM) Neueinsteiger abschrecken wird, auch wenn
die Ausgabe seinen Preis wohl wert zu sein scheint. Ich bin
gespannt, ob Pegasus die Fangemeinde, die inzwischen fast
vollständig ins Englische ausgewichen ist, für sich begeistern
kann. Frage: Meint ihr, daß Pegasus viele neue Spieler in Deutschland für Cthulhu gewinnen wird? Antwort: S.: Das ist schwer zu sagen. Ich hoffe
es. Vielleicht hätte man gleich ein oder zwei Abenteuerbände
mitherausgeben sollen, um Neukunden etwas zu bieten. Meiner
Meinung nach ist es nicht sehr klug, gerade Einsteiger mit
einem Regelwerk zu versorgen und dann hängenzulassen. Wann
das Wales-Supplement herauskommt, steht ja auch noch nicht
fest. Frage: Wie schätzt ihr gerade bei Cthulhu den Wert der Unterstützung durch das Fandom, also die Spieler des Systems ein? Schließlich lebt das System nach langer deutscher Durstzeit immer noch, wie ja auch die Aktivitäten von Armageddon Press gezeigt haben! Wird dies auch für ein langfristiges Überleben von Bedeutung sein? Antwort: S.: Da ich glaube, daß Cthulhu in
Deutschland keinen wirklich großen Durchbruch haben wird,
da es auch zu lange vom Markt verschwunden war, alte Frage: Wie betrachtet ihr die Abenteuer-Veröffentlichungen anderer Verlage, wie z. B. Fantastische Spiele GbR (Dartmoor, Gail, Titanic-Inferno) oder Omen (New Eden)? Antwort: S.: Natürlich nur positiv. Solche
Veröffentlichungen halten das Rollenspiel am Leben. Sie bieten
eine gute Einsicht in das Verhalten anderer Spielgruppen und
da hat ja jede einen anderen Stil. „New Eden" halte ich allerdings
für überzogen. Auch wenn der historische Hintergrund stimmen
mag, glaube ich, daß wir in diesem Jahrhundert schon genug
KZs erleben mußten. Frage:Spielt ihr noch andere RSP-Systeme oder ist Cthulhu euer alleiniger Favorit? Antwort: S.: Bei mir ist Cthulhu alleiniger
Favorit. Zeitweise habe ich noch Cyberpunk oder Aliens gespielt,
aber da fehlt mir die Mischung zwischen Horror und Detektivrollenspiel,
die mich so fasziniert. Frage:Also Jungs, vielen Dank für das interessante
Gespräch, ich hoffe, daß auch eure neuen Abenteuer viele Leser
finden und ich sie bald hier rezensieren darf!
Interview per e-Mail Mitte März 1999 [ia] |
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