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Harms Uken

Flaschenschiffe

A

nmerkung des Autors: Ich gebe dieses Fragment einer Geschichte unter einem Pseudonym heraus um nicht für geistesgestört gehalten zu werden . Diese Geschichte beruht auf Tatsachen und mich schaudert auch heute noch wenn ich daran denke was ich erlebt habe ...

Die ganze Geschichte begann damit, das meine Frau mich mal wieder beim Schreiben eines kleineren Artikels für ein Fanzine erwischte und mir wieder einmal eine Predigt hielt. Sie sieht einfach nicht ein, das ich irgendwas einmal kostenlos tun kann. Nun ja, als meine bessere(?) Hälfte mich genug verärgert hatte, folgte eine der üblichen lauten und wütenden Auseinandersetzungen (über meine Unfähigkeit genügend Geld zu verdienen) die damit endete, das sie zornig das Haus verließ. Üblicherweise begab sie sich zu ihrer Mutter um sich auszuweinen. Im Gegensatz zu sonst war ich aber noch immer wütend. Während ich noch leise vor mich hinfluchte, weil wieder einmal nicht nur Worte sondern auch Gegenstände geflogen waren, stellte ich fest das es noch schlimmer gewesen war, als ich gedacht hatte. Mit Tränen in den Augen hob ich die Reste dessen auf, was einmal ein kleiner Fischkutter in einer Glasflasche gewesen war. Dieses "Buddelschiff" hatte ich von meinem Vater erhalten, als ich grademal 7 Jahre jung war. Damals hatten wir Urlaub an der See gemacht und ich hatte 14 Tage lang gebettelt, bevor mein Vater endlich nachgab und mir dieses Flaschenschiff gekauft hatte. Nun waren davon nur noch Holzsplitter und Glasscherben übrig. Während ich nun noch wütender ans Aufräumen ging, stellte ich fest, das sich auf einer Scherbe der Flasche ein Aufkleber befand mit der Adresse jenes Ladens, in dem wir damals das Schiff gekauft hatten. Noch während ich mir das vergilbte und ausgebleicht kleine Etikett durchlas, kam mir eine Idee. Ein Urlaub an der See wäre genau das richtige ! Mein mir zugemutetes Eheweib würde mich nicht stören können und da sich zur Zeit keine eiligen Aufträge auf meinem Tisch befanden, konnte ich mir diesen kleinen Urlaub auch erlauben.

Ich packte also einen kleine Reisetasche mit Wäsche für eine Woche, hinterließ einen Zettel das ich mich für eine Woche an die See zurückzöge und setzte mich ins Auto. Ich fuhr aufs geratewohl an die Nordsee in ein winziges Nest namens Koogenhus das aus nur 7 Häusern und einer Gaststätte bestand in die ich mich einquartierte.

Über die ersten 3-4 Tage gibt es nicht interessantes zu berichten, da ich es erst einmal genoß, nicht einmal eine keifende Stimme zu hören und da ich größtenteils schlief, bis die Wirtin mich zum Mittagessen aus dem Bett holte. Wäre doch der Rest meines Urlaubs auch so verlaufen ! Doch schliesslich wollte ich nicht nur im Bett liegen und begab mich also (wenn auch hundemüde) morgens in der nächstgelegenen Hafenstadt auf einen Krabbenkutter. Erstaunt stellte ich fest das ich der einzige Fahrgast war. Die Fischer wirkten zwar etwas nervös, aber ich dachte, das läge an dem Kaffee, den sie in Unmengen tranken. Ich genoß die Fahrt trotz des teilweise ziemlich dichten Nebels sehr. Ein Frühstück aus fangfrischen Krabben mit Rührei rundete die Sache ab. Als wir dann wieder in den Hafen einliefen, wirkten die Fischer wesentlich entspannter. Ich bemerkte das zu diesem Zeitpunkt noch nicht, sondern machte mich nun auf die Suche nach dem kleinen Laden dieses Ortes der Zeitschriften und derlei Dinge im Angebot hatte. Dort fiel mir zweierlei auf... Das erste waren insgesamt 7 Schiffsbilder mit Trauerflor, die sich an der Wand befanden. Das zweite war ein Werbeschild für einen "Buddelschiff"-Laden. Ich fragte die alte Dame, die hinter der Theke stand, nach beidem gehörig aus, während ich mir ein paar Brötchen und einiges an Kleinigkeiten kaufte. Schließlich gab sie meinem Drängen nach und mit unheilsschwangerer Stimme berichtete sie mir, das jedes der 7 Schiffe ausgelaufen und im Nebel verschwunden war, ja das man nicht einmal ein Wrack oder so etwas gefunden hatte. In meiner damaligen guten Laune glaube ich zwar kein Wort von dem, was mir die etwas kauzig wirkende Alte da erzählte, aber ich mochte es mir nicht mit ihr verderben und deshalb behielt ich meine Zweifel für mich. Danach fragte ich sie freundlich, wo denn der Laden läge, dessen Schild sie aushängen habe.

Ungefähr 5 Minuten später betrat ich einen kleinen geduckt wirkenden Laden, der ein wenig unter dem normalen Bodenniveau lag und von oben bis unten angefüllt war mit Trödel, Kitsch, Touristenkrempel und..... Flaschenschiffen. Ich weiß nicht wie lange ich durch den Laden ging und dieses zur Hand nahm um es wieder wegzulegen und jenes näher zu betrachten. Ich fühlte mich wie ein Kind im Spielzeugladen, und der brummelig aussehende alte Mann, der in einer Ecke saß, wurde zusehends freundlicher als er sah, mit welch kindlicher Freude ich all die Schiffe betrachtete. Er bequemte sich denn auch, zu mir zu kommen und mir fachmännisch allerlei über die einzelnen Schiffe und ihre "großen Geschwister" zu erzählen. In jener Stimmung war es ihm natürlich ein leichtes, mich zu überzeugen, ihm eines seiner Schiffe abzukaufen, doch hatte er kein solches, wie ich es haben wollte. Erstaunt stellte er fest, das ich, wie damals schon, lieber einen Kutter als ein Piratenschiff haben wollte. Ich erzählte ihm von meiner Fahrt mit dem Krabbenkutter und meinte, so ein Schiff wie jenes auf dem ich fuhr, wollte ich haben. Er erklärte, so eines habe er schon fast fertig und wenn ich morgen wiederkäme, würde ich es mitnehmen können.

Am nächsten Tag war ich aufgeregt und stand daher früher auf als gewöhnlich. Daher nahm ich auch zum ersten Mal in diesem Urlaub meinen Platz am Frühstückstisch ein. Meine Wirtin entschuldigte sich händeringend, das sie nichts für mich vorbereitet hatte und bat mich bei einer lokalen Zeitung und einer Tasse Kaffe auf mein Frühstück zu warten. Erst hatte ich nicht gerade viel Lust dazu, die mir angebotene Zeitung zu lesen, doch es war nichts anderes zu haben. Als ich dann ein wenig gelangweilt herumblätterte, stellte ich fest das nun auch ein achtes Schiff vermisst wurde. Es war der Krabbenkutter, auf dem ich erst gestern meine Krabbenfahrt unternommen hatte.....

Nachmittags begab ich mich wieder in den Laden und bekam dort meinen Krabbenkutter in einer kleinen Flasche, den ich selig in einen kleinen gepolsterten Karton legte, damit ich nichts beschädigen konnte. Wieder zurück in meinem Zimmer im Gasthof bewunderte ich das kleine aber exquisit geformte Schiff bis mir ein makaberes Detail auffiel : Es handelte sich um die "Sunte Marei", den Krabbenkutter auf dem ich (war das wirklich erst gestern?) meine Krabbenfahrt gemacht hatte.

Gegen Abend saß ich etwas melancholisch in der Stube das Gasthofes und hörte, das man von der "Sunte Marei" immer noch keine Spur gefunden hatte und das sowohl Schiff als auch Besatzung spurlos verschwunden waren. Ich weiß nicht, was an jenem Abend in mir vorging, aber letzendlich kristallisierte sich der Gedanke heraus, das wenn der knurrige Alte das Schiff so gut nachgeformt hatte, er doch sicherlich noch einmal am Hafen bei dem Schiff gewesen war.

Der Gedanke ließ mich einfach nicht mehr los, daher begab ich mich noch einmal, trotz der vorgerückten Stunde, zu dem "Buddelschiff"-Laden um mit dem Alten zu reden. Da ich annahm, der Laden würde geschlossen sein, näherte ich mich dem Haus von der anderen Seite, wo der Wohnbereich lag. Dort jedoch brannte kein Licht und auf mein Klopfen hin tat sich nichts. Ich schalt mich schon selber einen Narren, um diese Uhrzeit einen alten Mann um den Schlaf zu bringen, als ich im Ladenbereich in der Werkstatt Licht brennen sah. Ich ging verdutzt durch den Garten zum Werkstattfenster und was ich dort sah, liess mich an meinem Verstand zweifeln ...

Der alte Mann trug jetzt einen roten Umhang mit seltsamen Zeichen darauf, die sich zu bewegen schienen, wann immer ich versuchte, sie genauer zu betrachten. Vor ihm schien sich die Wand in Nebel aufgelöst zu haben und eine grauenvolle Kreatur war zu sehen, die hungrig über mehrere Menschen herfiel, um sie zu verschlingen. So grauenvoll der Anblick auch war, ich konnte meinen Blick nicht abwenden und sah mit an, wie dieses scheußliche Wesen, dessen Beschreibung ich selbst heute nicht zustande bringe, die Fischer zerriss und fraß.
Während ich vor Angst zitternd fast den Verstand verlor, erkannte ich auf einmal einen der Fischer als Besatzungsmitglied der "Sunte Marei". Mir wurde schwarz vor Augen ....

Als ich am nächsten Morgen wieder zu mit kam, lag ich im nahegelegenen Kreiskrankenhaus in einem Krankenbett. Man erzählte mir, das sich der Besitzer des "Buddelschiff"-Ladens rührend um mich gekümmert hatte, nachdem ich bei ihm urplötzlich ohnmächtig geworden war. Er hatte mich hergebracht und sogar noch mitten in der Nacht meine wenigen Besitztümer bei meiner Wirtin abgeholt, damit ich sie hier nicht vermissen würde. Anbei läge auch noch eine Nachricht von ihm.
Noch immer verwirrt las ich den Zettel des Alten.

"Guten Tag mein Freund. Ich schreibe ihnen diese Zeilen in der Hoffnung, das sie noch genügend Verstand in ihrem Schädel behalten haben um zu vergessen, was immer sie auch gesehen haben. Ansonsten geht es ihnen wie den Seeleuten der "Sunte Marei" ...."

Ich fuhr 3 Tage später verwirrt und geschockt nach Hause und bis heute weiß ich nicht, was ich tun soll. Vielleicht war es ein Fehler diese Geschichte niederzuschreiben, aber soweit ich weiß, sind inzwischen weitaus mehr Schiffe verschwunden und wenn es auch mir an Mut mangelt, so hoffe ich doch das irgendjemand den Mut aufbringen wird dieses Monster aufzuhalten !!!


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