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Bastian Greshake

Die Sippe der Kultisen

Ich habe meine Geschichte schon zu lange geheimgehalten, um sie noch weiter zu verschweigen, darum schreibe ich sie nun auf, in der Hoffnung, dass jemand sie liest und derjenige alle, die in den verwunschenen Keller wollen, aufhalten wird. Einiges, das in diesem Buch steht, werden sie vielleicht für Unsinn halten. Manches wird, falls sie mir glauben, schockierend seien und an ihren geistigen Fähigkeiten zweifeln lassen, doch ich kann nur hoffen, dass ihnen niemals das wiederfährt, was mir geschehen ist.

Ich, Hendrik Emmerich. wurde am 6.6.1886 in Newburyport geboren. In unserem großen Landhaus lebten wir zu siebt. Mein Großvater hatte das Haus Vater vererbt, als er 1879 starb. Großmutter durfte jedoch bis zu ihrem ableben bei uns wohnen. Ich hatte drei ältere Brüder, jedoch starben sie unter mysteriösen Umständen, als ich noch sehr jung war. Meine Mutter konnte bei meiner Geburt nicht gerettet worden und erlag ihren höllischen Qualen, da sie eine starke Blutung hatte, die nicht gestillt werden konnt, was mein Vater mir, bis zu seinem Ableben, übelgenommen hat. In meiner Jugend ist mir an unserem Haus nie etwas ungewöhnliches aufgefallen, außer, dass wir nie in unseren Keller durften, weil es dort angeblich zu gefährlich für Kinder sei. Nachdem alle anderen aus meiner Familie starben, lebte ich allein in dem großen Haus. Ich studierte Medizin an der örtlichen Universität und wurde später Arzt für Allgemeinmedizin.

Die eigentliche Geschichte begann vor gut einem Jahr. Mein Vater starb, als er im Keller von einer Leiter stürzte und sich das Genick brach. Ich erbte das Haus und zog deshalb aus meiner kleinen Wohnung aus. Nach gründlichen Renovierungsarbeiten, die auch sehr nötig waren, konnte das Haus bezogen werden. Das erste halbe Jahr verlief alles ganz normal, doch dann begann der Spuk in dem Haus. Ich wachte, mitten in der Nacht, durchgeschwitzt auf, weil ich etwas komisches geträumt hatte. Doch es war nicht der Traum, der mich hatte aufwachen lassen, sondern ein seltsam kratzendes Geräusch, welches aus dem Erdeschoß zu kommen schien. Ich vermutete, dass es ein Einbrecher seien könnte, deshalb nahm ich meinen Revolver aus dem Nachtschränkchen und ging nach unten. Das Geräusch kam aus dem Keller, wie sich jetzt eindeutig feststellen lies. Die Tür zum Keller knarrte entsetzlich und vor mir erstreckten sich die kleinen Stufen der Treppe. Ich schaltete eine kleine Lampe an und stieg langsam hinab. Alles schien zunächst normal, doch je tiefer ich in den Keller eindrang, um so deutlicher vernahm ich das Geräusch. Hier standen alte Möbel und Kisten mit Gerümpel herum. Schließlich stand ich vor einer Wand, an der ein altes Regal mit verstaubten Büchern war. Das Kratzen schien jetzt ganz nah zu seien und ich ließ vor lauter Aufregung die Lampe und den Revolver fallen. Dann machte ich mich an dem Schrank zu schaffen und schob ihn beiseite. Dahinter kam eine große, eiserne Tür zum Vorschein, die mit seltsamen Pentagrammen, Symbolen, Figuren und Schriftzeichen geschmückt war. Jedoch waren keine Angeln und auch kein Schloss zu erkennen. Ich versuchte die Tür nach außen aufzudrücken, jedoch bewegte sie sich keinen Millimeter, dann zog ich an ihr, doch die Vorsprünge waren so klein, dass ich andauernd abrutschte. Während dieser Versuche hatte das Geräusch aufgehört, doch als ich gerade aufgegeben hatte, fing das Kratzen auf der anderen Seite wieder an. Ich vermutete auf der linken Seite der Tür eine Art Schloss und so schoss ich alle fünf Kugeln in die Tür, die jedoch nicht die kleinste Macke hinterließen. Da das Geräusch auf der anderen Seite es auch aufgegeben hatte und es endlich wieder still war ging ich zurück ins Bett um zu schlafen.

Am nächsten Tag war mir die Tür auch schon wieder egal, weil ich endlich meine Ruhe hatte, doch in der nächsten Nacht war das seltsame Kratzen wieder da. In der Nacht ignorierte ich es jedoch und blieb einfach liegen und schlief. Am Morgen ging ich wieder in den Keller um nach der Tür zu sehen. Im Tageslicht wirkte sie noch eindrucksvoller und größer. Sie muss wohl gut 2 Breit und 3 Meter hoch gewesen sein und war von atemberaubender Schönheit, denn die kleinen Figuren waren sehr kunstvoll gearbeitet und die Symbole mit fantastischer Präzision in die Tür eingesetzt worden. Die Figuren stellten seltsame Kreaturen da, die sich gegenseitig bekämpften. Manche dieser Wesen sahen wie Kraken, riesige Spinnen oder Käfer aus. Doch es fanden sich nicht nur Monster, unter ihnen waren auch einige Menschen, die in einem Fünfeck um die Kraken angebracht waren. Die Tür musste irgendwann einmal eine sehr wichtige Funktion gehabt haben und sie sollte riesigen Dingen Durchgang gewähren und ich kann nur hoffen, das sie diese nie sehen werden. Ebenfalls muss ich Sie noch mal warnen auf gar keinen Fall mein altes Haus aufzusuchen und nach der Tür zu suchen oder sie sogar zu öffnen. Welch Ironie es doch wäre, wenn Ihr gerade auf mein Reden dies tun würdet.

Ich jedenfalls beging den Fehler und öffnete die Tür, dazu jedoch später mehr. Da sie mich so faszinierte, begann ich mit den Nachforschungen über unser Haus. Bei den Behörden konnte ich herausfinden, dass es 1690 von meinem Urgroßvater gebaut worden war, erst jedoch ursprünglich keinen Keller hatte, er wurde erst 1732 nachträglich ausgegraben. Außerdem konnte ich noch einiges über meinen Urgroßvater in Erfahrung bringen. Er wurde am 6.6.1666 in Newburyport geboren und wurde ebenfalls Arzt. Er wurde jedoch mehrere Male angeklagt, weil er angeblich Patienten betäubt haben und sie dann für satanistische und blasphemistische Experimente missbraucht zu haben soll. Die Betroffenen klagten nach Arztbesuchen bei ihm meist über starke Rückenschmerzen und starben später an mysteriösen Umständen. Außerdem wurde er noch einmal verklagt, weil er die Nachbarn mit seltsamen, lauten Gesängen und mit komischen Leuchten in den Vollmondnächten belästigte. Alle Anklagen wurden jedoch fallengelassen, da die Kläger vor dem Prozess starben. Zu dem Zeitpunkt glaubte ich noch nicht an überirdische Wesen und so etwas, doch schon nach kurzer Zeit sollte ich eines besseren belehrt werden. Als das Kratzen an der Tür an einem der folgenden Tage wieder da war, ging ich in den Keller um nachzusehen, doch diesmal blieb ich noch ein wenig länger unten, weil ich ein seltsames Buch in dem Regal, welches ich beiseite geschoben hatte, gefunden hatte. Es war das Tagebuch meines Ururgroßvaters. Einige Stellen daraus möchte ich hier gerne zitieren:

30.4.1665
Iä Cthulhu
Hier in Newburyport habe ich endlich ein geeignetes Grundstück gefunden. Es liegt weit außerhalb und die Nachbarn sind sehr einfältig, sie werden unsere Experimente wahrscheinlich kaum oder gar nicht bemerken. Wir, die Cthulhu und seinem Sternengezücht huldigen, brauchen einen Platz, an dem wir ihn und seinem Volk in Ruhe Opfer bringen können und an dem wir Kontakt zu seinen Untergebenen halten können. Doch das Beste hier ist die Nähe zu dem kleinen Fluss, der direkt hinter dem Grundstück verläuft, dort können wir unsere Opfer schnell und sauber loswerden

15.5.1665
Die ganze Gruppe übernachtet jetzt in dieser kleinen Stadt. Wir haben heute angefangen ein großes Landhaus auf unserem Gelände zu bauen. Da wir so viele sind, sollte es gut ein Jahr brauchen, bis es ganz fertig und endlich zu unseren Taten bereit ist. Ich habe in einem kleinen Gemischtwarenhandel heute eine Frau kennengelernt, sie scheint ideal um einen Sohn zu gebären, der sich ebenfalls in den Dienst Cthulhus stellen wird.

30.5.1665
Das Weib, die ich als meine Ehefrau auserkoren habe, lässt sich mit natürlichen Mitteln nicht überzeugen. Ich werde sie wohl verzaubern müssen, damit alles so läuft, wie wir uns das vorstellen. Heute starb der alte Jonny, als wir einen von Cthulhus Dienern herraufbeschwörten. Es schlug ihm mit seinen Tentakeln den Kopf ab. Wir bestatteten ihn, wie es für uns üblich ist, mit dem Gesicht nach unten, damit er direkt auf Cthulhus nasses Grab, die versunkene Stadt, schauen kann.


6.6.1665
Heute hab ich meine Auserkorene verzaubert. Sie folgt mir jetzt überall hin und sagt genau das, was sie soll. Wir werden bald heiraten und auch so früh wie möglich ein Kind bekommen.

30.6.1665
Heute habe ich sie geheiratet. Alles klappte wunderbar, sie hat sich kein bisschen gegen meinen Einfluss wehren können. Der Bau des Hauses klappt wunderbar und in einem halben Jahr sollten wir einziehen können. Wir haben wieder zwei Leute an die Kreaturen Cthulhus verloren. Wir haben große Probleme sie unter Kontrolle zu halten. Wenn uns nicht bald etwas besseres einfällt, müssen wir sie irgendwo einsperren.

Dann waren in dem Tagebuch viele Seiten ausgerissen und einige auch so mit Blut beschmiert, dass es unmöglich war auch nur noch ein paar Worte zu entziffern. Der nächste Eintrag muss er geschrieben haben, als das Haus bereits fertig war und beginnt mit der Geburt meines Urgroßvaters.

6.6.1666
Heute ist ein wunderbarer Tag. Mein Sohn wurde in dieser Nacht geboren. Meine Frau haben wir dabei einfach aus dem Weg räumen können, es sah so aus, als ob sie bei der Geburt gestorben wäre und da ich sie untersuchen durfte, brauchten wir die Spuren auch nicht verwischen.

30.6.1666
Meine Männer werden nun andauernd von den Wesen verletzt oder getötet. Leider können wir keine größeren Vorsichtsmassnahmen treffen um sie im Zaum zu halten. Wir müssen einfach mehr Opfer bringen.

Als ich diese Zeilen zum ersten Male las, war ich schockiert, den schließlich wurde ich nur geboren, weil mein Ururgroßvater fanatisch an dieses Wesen, Cthulhu, glaubte und meine Ururgrossmutter dazu zwang meinen Urgroßvater zu gebären und was war, wenn es immer so weiter ging, bis zu meinem Vater. Und wenn mich das gleiche Schicksal ereilte? Zu diesem Zeitpunkt waren diese Fragen noch ungeklärt, doch nachdem ich mich von dem ersten Schock erholt hatte, durchsuchte ich die Regale nach anderen Büchern meiner Vorfahren, doch ich konnte keine finden. Doch jetzt hatte der Keller des Hauses meine ganze Aufmerksamkeit in Beschlag genommen. Am nächsten Tag ging ich in die Stadt um mir Säure zu besorgen, denn das war die einzige Möglichkeit diese seltsame Tür zu öffnen. Doch in der Stadt sah ich in einer Menschenmenge einen Mann, der mir seltsam vertraut vorkam. Ich näherte mich ihm, doch er schien immer schneller zu laufen, so das ich ihn nicht einholen konnte. Doch als er sich einen Moment lang umdrehte, erkannte ich sein Gesicht. Es war mein Ururgroßvater, den ich auf einem Gemälde, welches in meinem Haus hing, gesehen hatte.

Geschockt blieb ich stehen. Konnte er tatsächlich mein vor langer Zeit verstorbener Verwandte sein?? Doch diesen kurzen Moment hatte die Gestalt genutzt um in der Menge der Leute zu verschwinden. Verwirrt zog ich mich nach Hause zurück. Dort setzte ich mich in meinen großen Ohrensessel und dachte über alle Dinge, die ich in letzter Zeit gesehen, gehört und gelesen hatte, nach. Doch nach diesen ganzen Sachen, war ich so angespornt, dass ich unbedingt alles über den seltsamen Keller wissen wollte. Obwohl ich an diesem Abend erst sehr spät ins Bett ging, konnte ich erst kaum einschlafen und wachte am nächsten Morgen auch schon früh wieder auf. Es dämmerte gerade und es war noch alles ganz still, als ich aus dem Bett stieg, mich anzog und die Sachen, die ich am Vortag eingekauft hatte, in den Keller brachte. Ich stellte die Säure neben die Tür und brachte einige starke Lampen so an, dass sie alles erleuchteten. Mein Revolver saß griffbereit in seinem Holster, als die erste Flasche Säure sich langsam über die grässliche Tür fraß. Die Minuten vergingen Quälen langsam und erschienen mir wie Jahre und endlich war die Tür durchgefressen. Ich lehnte mich mit meinem ganzen Gewicht gegen sie und plötzlich kippte ich mit ihr in einen kleinen, dunklen Raum, der trotz der Lampen im Keller nur schwach erleuchtet wurde. Ich musste anfangen zu husten, da der Staub, der sich auf dem Fußboden gesammelt hatte, aufstieg und meine Lungen reizte Der Raum erstreckte sich gut 10 Meter vor mir und war nur 2 Meter breit. Am Ende dieses langen Ganges war eine normale Holztür, die so aussah, als ob sie schon vor der Erbauung des Hauses und des Kellers da gewesen wäre.

Die Wände hier waren aus glattem Stein und in der Mitte des Weges war an der Wand eine Fackel angebracht, doch das Benzin an ihr war schon vor langer Zeit getrocknet. Die Luft war von einem vermoderten Gestank durchtränkt und in mir stieg schon nach kurzer Zeit Brechreiz hoch. Ich holte mir eine Lampe aus dem Keller und näherte mich der Tür. Meine rechte Hand zitterte, saß jedoch fest an dem Revolver. Der Staub wurde jetzt unerträglich und ich hatte das Gefühl zu ersticken, doch die Neugier trieb mich damals weiter vorwärts. Dann stand ich vor der Tür, vor Aufregung war ich kaum imstande sie zu öffnen. Doch schlussendlich drehte ich den Knauf um und stieß sie auf. Ich weiß auch nicht was ich, vor vielen Jahren, erwartete hinter der Tür zu finden. Es war ein großer Saal und die Wände wurden von leuchtenden Schwämmen erhellt. Zwischen diesen waren seltsame Symbole, so wie ich sie auch schon auf der großen Eisentür gesehen hatte. Doch nicht nur diese waren an den glatten Wänden aus Stein. Neben ihnen waren auch Namen eingemeißelt. Darunter auch die meines Vaters, meines Großvater und der meines Urgroßvaters. Mir wurde schnell klar, dass dies die Gräber meiner Verwandten seien sollten, doch dabei konnten sie es nicht seien. Sie waren doch alle auf dem St. Jones-Friedhof in der Stadt begraben.

Ich ließ meinen Blick durch den ganzen Raum schweifen. Hier waren alle Namen, die mir aus den Aufzeichnungen so bekannt vorkamen, darunter der alte Jonny und meine Mutter. Doch ich hielt bei einer Stelle an, es war eine kleine Tür in der Wand, die noch tiefer in die Erde führen musste. Doch ich konnte die Tür nicht so öffnen, da sie keine Klinke oder einen Knauf besah. Irgendwo in diesem Raum musste der Öffnungsmechanismus der Tür sein. Ich wandte mich dem steinernem Altar in der Mitte zu und suchte ihn ab. Auf der Unterseite der Steinplatte fand ich einen Hebel, an dem ich zog, darauf schnellte die Tür nach innen auf. Vor mir lag noch ein kleiner Gang, so wie der erste, nur das auch er von den Schwämmen grün beleuchtet wurde. Am Ende war auch hier wieder eine kleine Holztür, die ich öffnete. Doch dahinter sollte sich mir noch ein größeres Grauen erwarten. Ich fand mich in einem Raum wieder, der in etwa so wie der Saal von gerade aussah. Doch hier waren an den Wänden keine Namen wie in dem Saal, sondern Käfige, in denen verkümmerte Menschen waren. Einigen von ihnen fehlten Arme, manchen fehlten Beine und manche waren noch Kinder, die gerade mal 6 Jahre alt seien mussten. Auf einem Tisch in der Ecke standen Gefäße mit Embryonen. Auch sie hatten seltsame Missbildungen, doch dem Leser möchte ich das an dieser Stelle lieber ersparen. Die Neugierde hatte mich soweit getrieben, doch jetzt wich sie der Furcht, erbarmungsloser Furcht. Ich kann nur erneut alle warnen, nicht diesen Keller zu betreten, denn dort wartet der blanke Wahnsinn auf jeden, noch so gefestigten Menschen. Bitte, betretet dieses Haus niemals!! Ich stand so in dem Raum und wollte ihn gerade verlassen, als ein schrecklicher Käfig aufging und eines der verdammten Wesen frei gab. Es stürzte sich auf mich und wollte mich beißen, als ich wieder Herr meiner selbst wurde und den Revolver zückte. Ich schoss sämtliche fünf Kugeln auf dieses Wesen, doch es torkelte nur ein wenig benommen auf mich zu. Da hatte ich den Mut endgültig verloren. Ich stürzte in panischer Angst aus dem Raum zurück in den Saal und schloss die schwere Steintür mit dem Hebel unter dem Altar. Sie klappte ganz knapp vor dem Wesen zu. Hinter ihr war jetzt ein seltsames Kratzen zu hören. Daher mussten auch die Geräusche in den Nächten gekommen sein. Doch wie konnten die Wesen solange überlebt haben, so ganz ohne Wasser und Nahrung. Ich wusste zwar da noch nichts genaueres, doch ich vermutete, dass doch noch einer, oder auch mehrere Kultisten hier leben mussten. Ich war zu geschockt, um jetzt einfach nach oben gehen zu können und mich mit etwas anderem beschäftigen zu können. Also setzte ich mich auf den Altar und dachte nach.

Alles hier war unberührt gewesen, bevor ich gekommen war und die Tür zum normalen Keller war versiegelt gewesen und trotzdem konnten hier unten solche Wesen überleben. Nach einiger Zeit hörte das Kratzen an der Tür auf und ich musste über das Wesen, welches mich angegriffen hatte, nachdenken. Das schockierendste war nicht etwa das Aussehen, oder die Brutalität des Wesens, sondern seine Stille. Alles macht normalerweise Geräusche, besonders Leute die Angreifen, neigen dazu zu schreien, oder wenigstens andere Geräusche von sich zu geben, doch diese Kreatur hatte nicht geschrieen oder auch nur einen Laut von sich gegeben. Nicht einmal die Schritte hinterließen einen Laut oder einen Abdruck in der Staubschicht. Es schien einfach nicht zu existieren. Nach gut einer Stunde hatte ich genug gegrübelt und wusste eine neue Idee. Wenn die Schilder an der Wand tatsächlich Grabsteine waren, dann mussten auch irgendwo Gräber sein. Ich suchte die ganze Wand noch mal ab und schließlich fand ich auch einen Vorsprung, der sich eindrücken ließ. So ließ sich der Stein in die Wand drücken und vor meinen Füßen klappte ein Teil der Wand so nach innen Weg, dass er mich fast von den Füssen riss. Überraschend tat sich ein schwarzes Loch auf, welches unendlich tief zu seien schien. Ich nahm die Lampe, die auf den Altar gestellt hatte und brachte sie zu dem Loch in der Wand. So leuchtete sie in das Loch und es ging einige Meter nur gerade aus. Doch auch hier siegte leider wieder die Neugier über die Furcht und den gesunden Menschenverstand und so kroch ich, in der linken Hand die Lampe, in der Rechten den neu geladenen Revolver.

Nach einigen Metern hörte ich seltsame Geräusche vor mir. Sie wurden immer lauter und schienen schnell näher zu kommen, als ich plötzlich eine Ratte im Schein der Lampe erkennen konnte. Sie war jedoch nicht allein, sondern hatte ein ganzes Rudel bei sich und ihre Absicht war klar. Sie wollte in die entgegengesetzte Richtung, direkt auf mich zu. Ich schoss zwei mal auf die Ratten, was sie zur Flucht veranlasste, obwohl es sehr dumm war auf sie zu schießen, da es in diesem Gang zu eng zum nachladen war. Doch das schlimmste war, dass eine Ratte getroffen worden war und jetzt tot vor mir lag. Es war zu eng um sie zu vermeiden, also musste ich, voll von Abscheu und Ekel, über sie robben. Nach weiteren anstrengenden Metern fand ich mich in einem kleinen Raum wieder, in dem ich gerade Stehen konnte. Doch ich war nicht allein hier. Vor meinen Füßen lag ein Sarg, der schon total vermodert war und aus dem ein widerlicher Gestank kam. Hinter dem Sarg war ein kleiner Gang, der weiter von meinem Haus wegführte. Nun wollte ich jedoch auch wissen, ob in dem Sarg wirklich, wie in dem großen Saal gestanden hatte, mein Ururgrossvater lag. Ich öffnete ihn behutsam und klappte den Deckel in den staubigen Boden neben dem Sarg. Dann leuchtete ich in den Sarg und mir bot sich ein grausames Bild. Ich hatte mit allem, einer verwesten Leiche oder einem menschlichem Skelett, gerechnet, doch vor mir lag eine ganz frische Leiche, die eindeutig das Gesicht des Mannes, den ich in der Stadt getroffen hatte, und damit das Gesicht meines Ururgrossvaters hatte. Allein das reichte, um mich in den Wahnsinn zu treiben, doch noch viel erschreckender, war das, was er in seiner rechten Hand hatte. Es war die Zeitung des Vortages und er schaute mich direkt an, obwohl, so wie ich in seinem Tagebuch gelesen hatte, alle Kultisten mit dem Kopf nach unten begraben worden war. Nun reichte es mir endgültig und ich floh durch den engen Gang, durch den ich auch gekommen war, doch die Tür war anscheinend hinter mir zugefallen, so das den Gang rückwärts wieder zurück musste, in Richtung des Grabes. Ich hielt mich jedoch nicht lange in der kleinen Grabkammer auf, sondern flüchtete durch den anderen Gang in schockartigem Zustand. Nach ungefähr hundert Metern des rennens fand ich mich in einem kleinem Raum wieder. Durch die Decke gelangte durch kleine Ritzen Licht in den Raum. Es war ein rettender Gullideckel. Ich kletterte schnell die kleine Leiter hoch und schob ihn mit letzter Kraft beiseite. Ich stand in einer kleinen Nebenstraße und neben mir lag der Friedhof. Als ich an der Straße entlanglief, holten mich meine Erinnerungen an die Gruft irgendwann ein und ich fiel in Ohmacht. Am nächsten Morgen wurde ich von einem Passanten auf der Straße zusammengekauert gefunden, der mich nach Hause geleitete. Am nächsten Tag hatte ich mir Sprengstoff besorgt und jagte die ganzen Gewölbe mit ihren grausigen Geheimnissen in die Luft. Ich kann nur hoffen, das der Sprengstoff wirklich alles tötete und das die Wesen, die mich in meinen Träumen noch heimsuchen, für immer verschwunden bleiben.

(c) by Bastian Greshake, Alle Rechte vorbehalten, Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung

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