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Unknown Armies Einleitung
Unter
dem lebendigen Himmel, abseits der Welt unserer Wünsche, liegen die
geheimen Straßen. Sie verbinden die Seitengassen unserer Zivilisation mit
den dunklen, unbewohnten Ecken des Kosmos, die verseucht sind vom Gestank
nach Urin und Unrat. Sie führen dich hinab in die okkulte Unterwelt. Die
Unterwelt hat keine Adresse. Und sie macht auch keine Werbung. Es gibt keine
Karten, die ihre Grenzen festlegen. Und doch gibt es sie. Oder besser – es
muss sie einfach geben. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Es
gibt genug Gerüchte darüber: ein Lied, das einen zum Selbstmord treibt,
ein Mann, dessen Gesicht zu verfließen scheint, wenn ein Sonnenstrahl es
trifft, oder ein Video, auf dem die Geburt einer neuen Göttin zu sehen ist. Lauter
Gerüchte. Aber diese sind irgendwie anders. Die Leute, die sie verbreiten,
sind anders. Zum Beispiel dieser komische Kerl in der Kneipe. Mann, war der
betrunken. Aber hat er sich nicht die Zigaretten angesteckt, ohne Streichhölzer
zu benutzen? Und dann dieser abgerissene Straßenkünstler. Sah es nicht
merkwürdig aus, wie er seine Jonglierstäbe zwischen den Händen hin und
her tanzen ließ? Und auf die Frage, wie das denn funktioniere, antworteten
beide nur mit einem Lächeln. Und dann sagten sie: „Hey, ist doch nur ein
kleiner Zaubertrick.“ Der Betrunkene führte dann den alten Trick mit dem
Geldstück vor, das man hinterm Ohr seines Gegenübers hervorholt. Aber es
gelang ihm nur schlecht. Und der Jongleur? Er ließ auf einmal einen seiner
Stäbe fallen und weg war die unheimliche Stimmung. Es blieb nur das tiefe
Gefühl, für einen Moment hinter die Kulissen geblickt zu haben. Und
schließlich wird klar, was die beiden verraten hat: die Augen. Wenn man’s
einmal bemerkt, ist es immer sichtbar. Ein, zwei Wochen verstreichen, dann
begegnet man jemandem auf der Straße und da ist er wieder, dieser Blick,
den du nicht beschreiben kannst. Manchmal ist er wie die Sucht in den Augen
eines Junkies, ein anderes Mal wie das selbstgefällige Grinsen in der
Fresse eines dickwanstigen Industriemagnaten. Morgens
im Halbschlaf, nachts, im Morgengrauen auf den Toiletten der Nachtclubs
blickst du in den Spiegel und hältst Ausschau nach dem Blick. Noch hast du
ihn nicht. Aber du bist auf dem Weg dahin, du kannst ihn spüren, wie das
Jucken in der Nase, wenn man sich einen Schnupfen holt. Du
willst es jetzt. Du willst wissen, was die anderen wissen. Du willst auf den
geheimen Straßen wandeln und herausfinden, wohin sie führen.
Manche begehren Macht. Macht, ihren Körper zu verändern, ihr Leben
zu verändern, die Welt zu verändern. Und sie hoffen, dass die Unterwelt
ihnen diese Macht irgendwie verleihen kann. Andere sind auf der Suche nach
Wissen. Wissen über ihr Herz, ihre Träume und über das Universum, den
Kosmos. Und
sie alle finden, wonach sie suchen. Doch die wenigsten wissen wirklich, was
sie wollen, bis sie es schließlich vor Augen haben. Ein
paar Dinge sind bereits sicher: Es
ist etwas Großes im Gange. Keine Ahnung, was. Aber es ist überall spürbar.
In der Luft, in den Schlagzeilen, in den verzerrten Fernsehbildern. Ein
Geheimnis, das du noch verstehen musst, obwohl du glaubst, es schon in
einmal in einem Traum erkannt zu haben. Du
musst mehr wissen. Die Welt, die du kennst, reicht nicht aus. Du willst
tiefer einsteigen, die Wirklichkeit durchbrechen und einen Zustand der
reinen Erkenntnis erreichen. Alles, egal was, wäre besser, als das alltägliche
Leben. Irgendwo, das ist sicher, gibt es einen Ort der Ideen. Und dort
finden alle Sehnsüchte und Wünsche ihre Erfüllung. Aber an diesem Ort lauern Gefahren. Leute verschwinden einfach. Oder sie sterben auf grausame Weise. Andere werden wahnsinnig, drehen durch. Und alles wegen des Geheimnisses, das irgendwo mitten in dieser unheimlichen, verborgenen Welt zu finden ist. Das
ist die okkulte Unterwelt. Finde sie, bevor sie dich findet. (c)
Atlas Games, deutsche Übersetzung (c) Vortex Verlag (info@vortex-verlag.de)
Willkommen bei unserer Unknown Armies Kampagne
Dreamspotting - Sleepwalkers in the American Dream
Auf den kommenden Seiten werden sie mehr über die Anderson Brüder und ihre Freunde und Bekannten erfahren.
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