Die Hochebene von Leng

Über der öden Ebene von Leng geht die Sonne der Traumlande niemals auf. Sie liegt im ewigen Zwielicht, das rötlich phosphoreszierende Wolken am Himmel abgeben, die über den Onyx- und Basaltgebirgen hängen, die Leng ringsum umgeben. Es ist windig und bitterkalt. Am nördlichen Ende von Leng erhebt sich drohend der Berg, in dem das prähistorische Kloster brütend mit unzähligen schmalen Fensteröffnungen über die Ebene wacht. Daß den Charakteren nicht ein einziger solcher Fensterschlitze untergekommen ist, beweist nur noch einmal, wie weitläufig sich das Kloster in den Berg erstreckt. Das es noch wesentlich mehr solcher Röhrenöffnungen gibt, durch das die Spieler auf die Ebene von Leng gelangt sind, darf nicht bezweifelt werden, in Sicht befindet sich allerdings keine.

Die Ebene, auf der immer wieder riesige Gesteinsbrocken liegen, als wären diese aus großer Höhe herabgeregnet, wird von unregelmäßigen, tiefen Klüften durchzogen. In großer Entfernung kann über einer dieser Schluchten eine baufällige Hängebrücke ausgemacht werden, die im Wind schwingt. Von irgendwoher dringen Trommeln über dem Wind an die Ohren der Spieler, die Anthropologen unter ihnen vielleicht an die Rituale afrikanischer Naturvölker erinnern.

Wagen sich die Spieler über die Hängebrücke, der zwar einige Bretter fehlen (woher das Holz stammt, bleibt ein Rätsel, da sich auf der gesamten Hocheben von Leng kein einziges Anzeichen für Pflanzenbewuchs zeigt), die aber dennoch hält, obwohl sie bedenklich ächzt, können sie auf ein Dorf aus Steinhütten herabblicken. Auf den Plätzen zwischen den Hütten tanzen und taumeln in grotesken Verrenkungen die Fastmenschlichen um große Freudenfeuer. Scharfäugige Charaktere können nach einem Wurf auf Verborgenes erkennen bereits jetzt auf dem größten Platz einen Käfig erspähen, in dem kleinere Humanoide eingesperrt sind. Einige der offensichtlichen Gefangenen winden sich im Takt der Trommeln, andere liegen oder stehen regungslos da. Bei den Eingesperrten handelt es sich natürlich um das Traumselbst der Jungen aus der Klasse Heinrich Glaubners, die auf der anderen Seite des Tores von den Fastmenschlichen eingesammelt und eingesperrt wurden. In dem großen Käfig, in denen die Jungen nur von mystischem Mondwein, der in jenen riesigen Rubinen gereicht wird, die überall in den Traumlanden berühmt und berüchtigt sind, und seltsamen Pilzen leben müssen, geht eine seltsame Metamorphose mit ihnen vor. Ihre Münder verbreitern sich, langsam bilden sich Verhornungen am Kopf, die mit der Zeit zu zwei stattlichen Hörnern heranwachsen, die Zehen krümmen sich ein, bis sie verwachsen und Hufe bilden, und schon nach wenigen Tagen können die Männer von Leng ein neues Mitglied ihrer Rasse in ihrer Mitte begrüßen. Jeden Tag verlieren die Jungen W10 gS, wobei sich die gerade beschriebenen Deformationen in dieser Reihenfolge jeweils nach dem Verlust eines Viertels der ursprünglichen geistigen Stabilität voll ausgebildet haben. Sinkt die gS auf 0, ist der Verstand des Jungen endgültig ausgelöscht und er zu einem vollwertigen Fastmenschlichen geworden.

Wie und ob die Charaktere die Jungen retten wollen, bleibt ihnen überlassen. Möglich wäre zum Beispiel eine spektakuläre Rettung mittels eines beschworenen Shantaks, eine Ablenkungsaktion oder auch ein überraschender Sturmangriff. Sollte es sich bei den Charakteren um erfahrenere Träumer handeln, so ist sicher auch ein Einsatz von Träumen denkbar. Während ihrer absurden Tänze zu Ehren Nyarlathoteps sind die Fastmenschlichen nicht sonderlich aufmerksam, und Wachen gibt es auch keine. Zu beachten ist jedenfalls, daß die Kinder sich ihren potentiellen Rettern nicht freudestrahlend anschließen werden, so sie bereits geistig umnachtet sind, sondern eher apathisch sabbernd in der Ecke stehen, oder gar aktiv und schreiend Widerstand leisten, wenn sie schon mehr als drei Viertel ihrer geistigen Stabilität eingebüßt haben.

[Zurück] - [Inhalt] - [Weiter]

 
Arkham Chronicle - Das deutsche Cthulhu-Fanzine - Home