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Heinrich Glaubner
Heinrich Glaubner erscheint als ein wohlgestalter,
junger Mann Anfang 30. Er ist stets glattrasiert und trägt seine
längeren, dunklen Haare tadellos frisiert, aber seine Haut wirkt
ölig und etwas zu dunkel, um als Nordeuropäer durchgehen zu
können. Er spricht leise, aber klar und ohne jeden Dialekt, und seine
grauen Augen wirken dabei durchdringend, aber nicht unfreundlich. Um seine
Mundwinkel spielt häufig ein unergründliches Lächeln. Heinrich
Glaubner trägt stets einen dunklen Anzug, einen schwarzen Mantel
und schwarze Lederhandschuhe, dazu einen Gehstock mit einem silbernen
Adlerkopf als Knauf. Der Gehstock verbirgt einen ausgezeichneten Degen
in seinem Schaft.
Wie lange dieser mächtige Zauberer schon
in den Diensten Nyarlathoteps steht, steht
(im wahrsten Sinne des Wortes) in den Sternen, aber wie bereits erwähnt
handelt es sich bei ihm nicht um einen Mann, der im Vordergrund mit blutigen
Händen für seine finsteren Gott agiert, sondern Gefallen daran
findet, die Menschheit ganz langsam in ihr Verderben zu führen. Mit
den Jahren hat er sich eine gewisse Arroganz
gegenüber seinen Mitmenschen angewöhnt, die man ihm aber in
der Regel nicht anmerkt und auf die nur anhand von einigen wenigen zynischen
Kommentaren geschlossen werden kann. Heinrich Glaubner liebt es, mit seinen
Mitmenschen zu spielen, und das ist auch
der Grund, warum er die Gruppe zu sich nach Hause einlädt, in ein
Haus übrigens , daß als eines der schönsten Fachwerkhäuser
Nürnbergs gilt, 1472 erbaut wurde, und in dem er das zweite Obergeschoß
bewohnt. Bei seinen Spielen hat Heinrich Glaubner im Übrigen nicht
immer gewonnen, und das ist auch eines der wenigen Dinge, die ihn an der
Menschheit überhaupt noch interessiert: angemessene
Gegner.
Bei einem Besuch der Charaktere wird er diese ausgesprochen höflich
empfangen, wobei er es sich nicht nehmen läßt, jeden Charaktere
perfekt in dessen Muttersprache zu begrüßen,
auch wenn dieser noch kein Wort von sich gegeben hat(!). Er wird eine
gute Flasche Rotwein öffnen und auf die Fragen der Spieler warten.
Die Opfer beschreibt er als gute, aufmerksame
Schüler, scheint aber keinen Funken von Mitleid oder Trauer zu spüren.
Mit versteinertem, fast gelangweilten Gesicht mag er auch von dem einen
oder anderen Lausbubenstreich berichten, der Anderen die Lachtränen
in die Augen treiben würde. Auf die Abweichungen in der Eppeleinsage
reagiert er offenbar überrascht, und wird sie als weiteren Streich
abtun. Die Scharade beschreibt er als pädagogisches
Experiment, worauf sich ein längerer, sachlicher Vortrag über
eine notwendige Reform im deutschen Schulwesen anschließt, um die
Schüler besser auf die Welt, wie sie wirklich ist (hier ein kurzer
Anflug eines spöttischen Lächelns), vorzubereiten. Wirre Andeutungen
über den Cthulhu Mythos seitens der
Spieler nimmt er interessiert zur Kenntnis, und setzt sie in bezug zu
bekannten griechischen oder germanische Mythenzykeln.
Herr Glaubner macht den Eindruck eines umfassend gebildeten Mannes, und
auch zu den exotischsten Themen weiß er das eine oder andere, was
den Spielern bisher unbekannt war. Tatsächlich scheint dieser Mann
für das Volksschullehramt völlig überqualifiziert
zu sein. Glaubner ist ein hervorragender Schauspieler,
und nur ein kritischer Erfolg auf Psychologie
kann den Spielern einen Hinweis auf seine tatsächliche Gemütslage
liefern, wenn er Wert darauf legt, diese zu verstecken. Obwohl Glaubner
ein mehr als kompetenter Zauberer ist, scheut er den Einsatz von auffälliger
Magie in der Öffentlichkeit, wie es
seiner Natur als subtilem Verführer entspricht. Sollte er sich allerdings
in Gefahr befinden, oder weiß er keine Zeugen in seiner Nähe,
so verliert er diese Hemmungen rasch. Keinesfalls läßt er es
sich nehmen, die Charaktere mit dem Schwarzen Willen
des Thoth zu belegen (siehe "Neue Zauber"),
wie er es auch mit seiner Schulklasse jeden Tag macht. Erliegt einer der
Spieler diesem Zauber, und gelingt ihm in der folgenden Nacht ein Wurf
MAx1, so wird er versuchen, sich unter dem
Einfluß der Suggestion Glaubners schlafwandelnd in den Burggraben
zu stürzen. Ob er dabei an den Polizeibeamten vorbeikommt, hängt
von seinem Verhältnis mit eben diesen ab, oder ob ihm (in Trance)
ein Wurf auf Überreden gelingt. Sollte
er den Spruch Kontakt zu Shantak (zum Beispiel
aus den Schulheften) beherrschen, wird er auch von der Möglichkeit
Gebrauch machen, von einem Shantak dorthin getragen zu werden. In diesem
Fall steht das Fenster im Zimmer des Charakters sperrangelweit offen,
andere Hausbewohner haben nach einem Wurf auf Horchen während der
Beschwörung die Möglichkeit, Gegenmaßnahmen welcher Art
auch immer einzuleiten. Unvermittelt in Leng aufzuwachen kostet den Charakter
W3/W10 Punkte gS.
Schafft es einer der Charaktere, das Schlafzimmer
Heinrich Glaubners in Augenschein zu nehmen (etwa durch einen vorgetäuschten
Gang zur Toilette), so kann er eine einzige kompromittierende Entdeckung
machen: Auf dem akkurat gemachten Bett liegt eine durchgehende Staubschicht!
Glaubner scheint das Bett noch nie benutzt zu haben. Diese Beobachtung
ist korrekt, verbringt Glaubner doch jede Nacht in den Traumlanden,
um entweder den Fortgang seiner Experimente mit den jungen Schülern
zu beobachten, mit dem Hohepriester hinter der gelben Seidenmaske zu konferieren
oder einfach durch die Traumlande zu streifen, um weiteres, unheiliges
Wissen anzuhäufen. Dazu hat er ein Tor
angefertigt, das von den Felsengängen
(siehe dort) unter Nürnberg direkt in jenes prähistorische
Monasterium über Leng führt,
in dem der grausige Hohepriester haust. In die Felsengänge gelangt
Herr Glaubner durch sein Kellerabteil, das
einen zugemauerten Zugang zu den Felsengängen aufwies, den Glaubner
freilegte. Dieser ist nun schlicht mit einem an der Wand befestigten Leintuch
verborgen.
Befragt man Nachbarn (oder Vermieter) nach
Heinrich Glaubner, so ist der Junggeselle wohlgelitten. Er ist nie auffällig
geworden, bezahlt seine Miete pünktlich und gilt als hilfsbereit.
Man muß schon sehr genau fragen, um aus dem Pensionär
Peter Huchowsky im Erdgeschoß herauszubekommen, daß
er es seltsam fand, Herrn Glaubner einmal um 5 Uhr früh die Treppe
vom Keller heraufsteigen zu sehen. Das tut
Glaubner zwar jeden Morgen, aber für gewöhnlich schläft
das Haus dann noch. Da eine Stunde in der wachen Welt etwa einer Woche
in den Traumlanden entspricht, sieht man Glaubner die allnächtlichen
Ausflüge nicht an, da er in den Traumlanden selbst genug Ruhe finden,
so er dies wünscht.
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