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#1: Artikel in der Vorwärts vom 14.12.27
Vorwärts
Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei


Rätselhafte Selbstmorde

Nürnberg - Schon der dritte Schuljunge stürzte sich innerhalb einer Woche von der Nürnberger Burgmauer in den sicheren Tod. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Oberbürgermeister Lubbe (DDP) dazu: "Unser Mitleid gilt den Familien der Toten. Dennoch erfüllt es mich mit Sorge, wie sich diese Meldungen auf den Fremdenverkehr zur Weihnachtszeit auswirken könnten."


#2: Artikel in der Fränkischen Tagespost vom 10.12.27

Fränkische Tagespost
Aktuell und zuverlässig

10.12.27, Samstag
20 Pfennig


Schuljunge stürzt in den Burggraben

Nürnberg - wie soeben bekannt wurde, stürzte gestern nacht der Nürnberger Schuljunge Sebastian Pröbstlein, 9, vom sogenannten Eppeleinsprung an der Burgmauer in den Burggraben. Seine Leiche wurde noch gestern nacht von Spaziergängern gefunden. Da es keine weiteren Anzeichen von Gewaltanwendung gibt, geht die Polizei von einem Selbstmord aus. Zeugen werden dringend gebeten, sich an die örtlichen Polizeiwachen zu wenden. Sebastian war an seiner Schule, der Volksschule Marientor, wohlgelitten, und erschien immer fröhlich und aufgeweckt, wie uns sein Lehrer, Heinrich Glaubner, bestätigte. Die Eltern stehen noch unter schock und konnten noch nicht befragt werden. Wir wünschen Ihnen das Beste.


#3: Artikel aus der Morgenpresse vom 14.12.27

Morgenpresse


Wieder ein Selbstmord

Nachdem bereits am Freitag und am Sonntag zwei schuljungen aus Nürnberg den Freitod im Burggraben gesucht haben (Wir berichteten), gibt es nun einen weiteren Toten an der selben Stelle zu beklagen. Hubertus Grungert, der mit den anderen beiden in die Klasse 3c an der Marientorschule ging, sprang aus ungeklärter Ursache in denn Burgraben. Vater Albrecht Grungert dazu: "Wenn ich den kriege, der meinen Jungen so weit getrieben hat, dann kriegt er es mit mir zu tun." Unterdessen berät die Polizei mögliche Absperr- Maßnahmen am Eppeleinsprung, um Schlimmeres zu verhindern. Das hätte auch etwas früher kommen können, Herr Gareis.


#4: Artikel aus Fränkischen Kurier vom 19.12.27

Fränkischer Kurier


Erneuter Todessprung -
schläft die Polizei?

Trotzdem der Abschnitt der Nürnberger Burgmauer, der als "Eppeleinsprung" bekannt ist, seit letztem Freitag von der Polizei überwacht wird, gelang es dem neunjährigen Jungen Karl-Heinz Weinzierl in der Nacht auf Samstag, sich an er Streife vorbei in den Tod zu stürzen. Nach der Aussage des diensthabenden Wachtmeisters Ferdinand Kunzl, er habe nichts gesehen, sondern nur ein Flattern wie von einem großen Vogel gehört, stellt sich uns die Frage, ob Herr Kunzl in jener Nacht nicht eher dem Bier als seiner Aufgabe zugetan war. Wir fordern eine verstärkte Bewachung der Burgmauer und eine lückenlose Aufklärung der Todesfälle.


#5: Artikel in der Morgenpresse vom 18.12.27

Morgenpresse


Sind die Störche schon zurück?

Sind die Störche schon zurück?
Gestern Nacht wurde von mehreren Beobachtern über Nürnberg ein großer, weißer Vogel entdeckt, der offenbar ein Bündel unter sich trug. Sollte doch mehr an der Sage von den Störchen, die die Kinder bringen, dran sein, als wie bislang angenommen haben? Wir berichten weiter.


#6: Telegramm Albrecht Grungerts

SELBSTMORD MEINES SOHNES o STOP o UNGEKLäRTE UMSTäNDE o STOP o KOMMT NACH NüRNBERG o STOP o ZIMMER IM DEUTSCHEN KAISER GEBUCHT o STOP o A GRUNGERT


#7: abgewandelte Eppeleinsage aus dem Schulheft eines Opfers

Diktat am 6. Dezember 1927

Eppelein von Geilingen
Der Erzfeind der Nürnberger war der Eppelein von Geilingen. Im ganzen Land raunte man sich seine Stückchen auf Kosten der Pfeffersäcke zu, und die Reichsstädter erboste der Spott ebenso sehr wie die Kaufmannswägen, die der Strauchritter ihnen wegfing.
Einmal ging der lose Vogel den Nürnbergern aber doch ins Garn. Einstimmig verurteilte man den Eppelein zum Tod durch den Strang. Eine Gnade wollte man aber auch ihm nicht versagen. Wie jeder andere arme Sünder durfte er einen letzten Wunsch aussprechen. Da bat der Eppelein, man solle ihm als einen fränkischen Reitersmann auf seinem guten alten Pferd zum Hochgericht reiten lassen. Die Ratsherren schüttelten erst bedenklich die Köpfe. Dann aber sagten sie sich, durch die eisernen Spieße unserer Stadtknechte kommt er nimmermehr.
Als nun in heller Früh das Armsünderglöcklein läutete, ritt der Eppelein hoch zu Roß langsam im Kreis noch einmal um den Richtplatz. Auf drei Seiten stand das gaffende Volk, und davor starrten die Spieße der festen Soldknechte dichtgedrängt wie die jungen Bäume im Wald. Da, wo die Mauer aufragte, stand keiner der Spießgesellen, denn hier fiel der Burggraben jäh in die Tiefe. Der Eppelein dachte sich "Sterben mußt du so oder so. Du hast schon manchen waghalsigen ritt hinter dir", und so gab er vor der Mauer seinem Gaul plötzlich die Sporen, das Tier breitete seine Schwingen aus und flog über den Graben, hinüber nach jenem Land, daß sich Leng nennt.
Den Bürgern und Soldaten aber, die sich in ohnmächtiger Wut oben auf der Mauer drängten, rief er höhnisch zu: "Hei, die Nürnberger hängen keinen, die hätten ihn denn zuvor!"


#8: Scharade zur Eisenbahn aus dem Schulheft eines Schülers

Die Eisenbahn

Die erste Eisenbahn in Deutschland fuhr 1835 zwischen Nürnberg und Fürth. Die Lokomotive nannte man Adler, wie überhaupt die Eisenbahn manchmal Flügelrad oder Stahlroß heißt.
Die Eisenbahn werden wir durch mehrere Schüler darstellen.
Es macht im Chor:
Der Kessel: Chuchuchuchu
Die Schubstangen: Schantackschantack
Der Heizer: Uffschippuffschipp
Die Räder: Brommbrommbromm
Die Kesselpfeife: Iiiiiiiiiäääääääää


#9: Original Eppeleinsage aus dem Schulheft eines Klassenkameraden eines der Opfers

Diktat am 6. Dezember 1927

Eppelein von Geilingen

Der Erzfeind der Nürnberger war der Eppelein von Geilingen. Im gansen Land raunte man sich seine Stückchen auf Kosten der Pfeffersäcke zu, und die Reichsstätter erboste der Spott ebenso sehr wie die Kaufmannswägen, die der Strauchritter ihnen wegfing.
Einmal ging der lose Vogel den Nürnbergern aber doch ins Garn. Einstimmig verurteilte man den Eppelein zum Tod durch den Strang. Eine Gnade wollte man aber auch ihm nicht versagen. Wie jeder andere arme Sünder durfte er einen letzten Wunsch aussprechen. Da baht der Eppelein, man solle ihm als einen fränkischen Reitersmann auf seinem guten alten Pferd zum Hochgericht reiten lassen. Die Ratsherren schüttelten erst bedenklich die Köpfe. Dann aber sagten sie sich, durch die eisernen Spieße unserer Stadtknechte kommt er nimmermehr.
Als nun in heller Früh das Armsünderglöcklein läutete, ritt der Eppelein hoch zu Roß langsam im Kreis noch einmal um den Richtplatz. Auf drei Seiten stand das gaffende Volk, und davor starrten die Spieße der festen Soldknechte dichtgedrängt wie die jungen Bäume im Wald. Da, wo die Mauer aufragte, stand keiner der Spiesgesellen, denn hier fiel der Burggraben jäh in die Tiefe. Der Eppelein dachte sich "Sterben mußt du so oder so. Du hast schon manchen waghalsigen Ritt hinter dir", und so gab er vor der Mauer seinem Gaul plötzlich die Sporen, das Tier bäumte sich hoch und riß den Reiter über die Mauer hinab in die Tiefe. Dort aber hatten die Nürnberger eben begonnen einen Sumpf trokenzulegen, und wie durch ein Wunder blieben Eppelein und sein Gaul beim Sturz unverletzt. Rasch schwang er sich wieder in den Sattel und jagte davon.
Den Bürgern und Soldaten aber, die sich in ohnmächtiger Wut oben auf der Mauer drängten, rief er hönisch zu: "Hei, die Nürnberger hängen keinen, sie hätten ihn denn zuvor!"

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