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(Fortsetzung)
Gloucester Gazette, 5. September 1865
Das Schafsterben geht weiter
Die geheimnisvolle Seuche, die seit einigen Wochen unter den Schafherden
in der Umgebung wütet greift weiter um sich. Alle Maßnahmen,
die von den verzweifelten Ranchern unternommen wurden, um ihre Tiere
zu retten waren vergeblich. Im Gegenteil hat es den Anschein, als
würde sich die Seuche immer schneller ausbreiten. Mittlerweile
ist mancherorts so schlimm, daß die Menschen nicht mehr mit
dem Verbrennen der verendeten Tiere nachkommen und die Kadaver auf
den Wiesen verrotten oder von Aaskrähen und wilden Hunden gefressen
werden. Für viele Menschen, deren einzige Erwerbsquelle die
Schafzucht ist, steht eine schwere Zeit bevor. Besonders schwer
trifft es die Familie Ferguson, die wohl die größten
Herden in weitem Umkreis besitzt.
Experten aus Boston, Arkham und New York sind angesichts der Seuche
völlig ratlos und können das Schafsterben nicht erklären.
Es bleibt also nur die Hoffnung, daß diese fürchterliche
Seuche von alleine zum Stillstand kommt.
Gloucester Gazette, Datum: vor einigen Monaten
Pater von Teufeln vertrieben !
Einen fürchterlicher Schrecken erlebte vorgestern Arnold Smith
aus Gloucester, als ihm spät abends auf seiner Heimfahrt ein
zerlumpter Mann, der scheinbar einen schweren Knüppel bei sich
trug, auf der Höhe von Cliff's End vor sein Automobil sprang.
Mr. Smith war zu überrascht, um einen Zusammenstoß zu
vermeiden. Als guter Christenmensch stieg Mr. Smith sofort aus seinem
Fahrzeug aus, um nach dem Gesundheitszustand des Unglücklichen
zu sehen. Dabei erlebte er den nächsten Schrecken, den der
am Boden liegende war arg zerschunden, was nicht allein vom Zusammenprall
mit dem Wagen und dem anschließenden Sturz herrühren
konnte: Hände und Gesicht waren zerkratzt und blutig und die
Kleidung hing in Fetzten an dem Bewußtlosen. Der vermeintliche
Knüppel, den Mr. Smith gesehen zu haben glaubte, stellte sich
als eisernes Kruzifix heraus, das dem Angefahrenen aus den Händen
geglitten war. Später gestand Mr. Smith unserem Reporter, daß
hätte er in der Kleidung des Mannes nicht die Reste eines Priestergewandes
erkennen können, er es nicht gewagt hätte sich des Verunglückten
anzunehmen. So stellte Mr. Smith fest, daß der Mann am Leben
war, lud ihn in sein Fahrzeug und brachte ihn zu Dr. Barnes nach
Gloucester. Dieser erkannte in dem Mann sofort den Geistlichen des
kleinen Fischerdorfes Cliff's End, Pater Martin Stone. Eine ärztliche
Untersuchung des Geistlichen ergab, daß er außer Kratzern
und einigen Prellungen keine Verletzungen davongetragen hatte. Am
darauffolgenden Tag erkundigte sich unser Reporter beim wieder zu
sich gekommenen Pater nach dem Hergang der Ereignisse. Der Pater
behauptete daraufhin voller Überzeugung, daß ihm der
leibhaftige Satan in seiner eigenen Kirche erschienen sei, um ihn
zu holen. Mit einem Kruzifix habe er den Unheiligen zurückschlagen
können und sei dann voller Panik aus der Kirche gestürzt.
An alles weitere könne er sich nicht mehr erinnern.
Am Nachmittag wurde der Geistliche von Dr. Barnes in das Asyl für
nervlich angegriffene Menschen "Barmherzigkeit Gottes"
unweit von Gloucester überstellt, damit er sich dort unter
fachkundiger Betreuung von seinem Schock erholen kann.
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