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Spielleiterinformationen über
Lamia
Die wahre Geschichte über Lamia
und Crowley
Über Lamias Geburt gab es zu verschiedenen Zeiten zahlreiche
Spekulationen, die alle äußerst wider-sprüchlich
sind. Nach einer wenig bekann-ten Sage der griechischen Mythologie
ist Lamias Geburt eng mit der der Venus verknüpft. Wie allgemein
bekannt, ent-mannte Kronos Uranos, und schleuderte sein Glied ins
Meer, wobei aus seinen Samen Venus entstand. Ein Teil des Samens
ver-mischte sich jedoch vorher mit Blut und tropfte auf die Erde.
Daraus entstand Lamia, die sich, bereits im Zu-stand einer neunzehn-jäh-rigen,
aus der Erde grub. (Die Vorstellung der Volljährigkeit bei
der Ge-burt war den alten Grie-chen nicht fremd, wie die "Geburt"
der Pallas Athene beweist.) Nach einer ande-ren Variante wurde Lamia
jedoch als Baby von den Erinnyen aus dem blutigen Boden ausgegraben
und aufge-zogen.
Es gibt zwei weitere interessante Theorien über Lamias Entstehung.
Nach der ersten entstand Lamia bei einer versuch-ten Beschwörung
von Cthulhu. Der Ort dieser Beschwörung soll in Simbabwe vor
4000 Jah-ren gelegen haben, wobei auch phantastischere Orte wie
Atlantis, Lemuria und Mu und erheblich längere Zeitspannen
her-angezo-gen werden.
Nach der zweiten Theorie ist Lamia das Gegenstück zu dem, was
Robert Graves als die weiße Göttin bezeichnet. Im kollektiven
Unterbe-wußtsein existiert unter den verschiedenen Ar-chetypen
ein bestimmter Typus, den man mit weiblichem Chaos, ver-drängten
Trieben, verbo-tenen Wünschen und der Sünde allgemein
verbin-det. Diese "dunkle Göt-tin" personifiziert
sich in La-mia. Nach dieser Theorie, die stark mit der romanti-schen
Vorstellung "der schönen Hexe" aus dem 19. Jahrhundert
verwandt ist (darauf werden wir noch später zurückkom-men)
, ist Lamia zwar scheinbar materiell vor-handen, existiert aber
nur unter Zuhilfenahme des mensch-lichen Bewußt-seins. Letzteres
bietet eine Erklärung für Lamias Un-sterblichkeit und
ihre körperliche Unveränderlichkeit.
Natürlich mangelt es auch nicht an Theorien über natürliche
Geburt; als Väter werden Belos, Luzi-fer, Satan, Dambal-lah,
Yig und Os (der gehörnte Gott), als Mütter Lybie, Mummu,
Xastur und Lilith (Letzteres ist widersprüch-lich, da La-mia
manchmal mit Lilith verwechselt wird) ge-nannt. Die Zeit-räume
liegen von 3000 bis 10000 b.C., die Orte sind verschieden. Interessant
sind die vorgeschlagene Orte Sudd oder die jetzi-gen Ruinen von
Simbabwe, da diese mit einer unterge-gangenen afrikani-schen Hochkultur
in Zusammen-hang gebracht werden. Dafür sprechen z.B. die "Seul
Girls", zwei schwar-zen Mädchen, die in einer Höhle
in Süd-afrika an die Wand ge-malt sind (das über 4000
Jahre alte Ge-mälde ist auf künstleri-schem Niveau , daß
weit über den übli-chen Felsmalereien liegt und keiner
bekannten Kultur zuge-ordnet werden konnte), ferner steinzeitli-che
afri-kanische Felsma-lereien von Frauen, die einen Afrolook tragen
(später von Däniken als Astronau-tenhelme mißinterpretiert),
sowie Berich-te über ein schwarzes Königreich , daß
von Griechischen Entdeckern erwähnt wurde, die sich in antiker
Zeit jenseits des Nils niederließen. Es wird auch spekuliert,
daß Lamia in dem äthiopi-schen König-reich Axum
aufwuchs, dem die legen-däre Königin Sheba (bekannt als
Saba) ent-stammt. Obwohl diese eventuell ebenfalls eine Farbige
war, ist sie keinesfalls mit Lamia identisch.
Eine weitere vorchristli-che Legende befaßt sich mit Lamias
Aufenthalt in Ägypten. Zahlreiche Theorien behaupten, daß
die Legenden der ägypti-schen Götter, und somit auch der
späteren griechi-schen und römischen, auf einst reale
Personen zu-rückzuführen sind. Auf-grund Lamias launi-schem
Wesen, das mal freundlich sanft, andermal wild und grausam ist (Damals
wußte man noch nichts über Schizophre-nie.), benannte
man gleich zwei Gottheiten nach ihr, das Zwillingspaar Bastet und
Sekmeth. Herodot berich-tet von ausschwei-fenden Festen, die von
Frauen zu Ehren von Bastets gefeiert wurden, wobei sich diese betran-ken,
unanständige Lieder und Scherze von sich gaben, sich vor Män-nern
entblößten, und sich erst zum Ende der Feiern zu allerlei
Unzucht mit die-sen einließen (Herodot war anscheinend ein
ziemlicher Moralist.) Sekmeth wird nachgesagt, daß die Feste
zu ihren Ehrungen sehr blutrünstig waren. Eine andere ägyptische
Göttin, Isis, soll daß ,Vorbild zur weißen Göttin
sein, und ist somit natürlich die Erz-feindin von Lamia alias
Bastet & Sekmeth. Seth (der mit dem Stern-zeichen Skorpion assoziiert
wird, während La-mia mit Löwe assoziiert) wurde von Lamia
dazu verführt, Isis zu töten, da diese gegen den orgiasti-schen
Kult um Lamia vorging. Seth, der bereits Horus getötet hatte
(welcher allerdings von Isis wiedererweckt wurde) schlug Isis den
Kopf ab. Horus setzte Isis den Kopf einer Kuh auf, und er-weckte
sie zum Leben, woraufhin sie ab da als Göttin Hathor verehrt
wurde. Daraufhin führte Lamia in ihren Riten ein, daß
Kühe zur Opferung verstümmelt und deren Blut getrunken
wurde. In diesem Zusammenhang ist interessant, daß bis heute
in den USA Fälle auftre-ten, wo nachts Kühe getö-tet,
rätselhaft ver-stümmelt und blutleer aufgefunden werden.
Weitere Legenden über Lamias auftreten sind über die
ganze Welt und Zeit verstreut , wobei sie in der Regel nie als das
erkannt wird, was sie wirklich ist. Viele Erzäh-lungen gehen
davon aus, daß ihr Heimat-reich zer-stört wurde oder
zerfiel, oder daß sie auf-grund ihrer ewigen Jugend fliehen
muß, und folglich im Weltgeschehen herum-irrt, von ihrem kurzen
Gedächtnis, plötzlichen Erinnerungen und schwe-ren Angstzuständen
in den Momenten, wo sie sich für einen normalen Mensch hält,
geplagt wird. Da in ihrer Schizophrenie häu-fig ihre devote,
minder intelli-gente Entität zum Zuge kommt, hängt sie
sich oft an starke oder mächtige Charaktere. Im alten Rom z.B.
soll sie , als Sklavin im Hause Neros, eine nicht gerade unwichtige
Rolle gespielt haben. Hier stiftete sie das Duell zwischen Simon
Magus, dem gnosti-schen Hofmagier Neros, und dem Apostel Paulus
an. Ganz anders als in der allgemeinen Geschichts-vorstellung hatten
die Christen zu jener Zeit bereits mehrere heidni-sche, gnostische
und jüdische Kulte ausgerot-tet, deren Schriften ver-brannt
und hatten auch Lamia mehr-mals in ge-fährliche Situa-tionen
ge-bracht. Zu diesem Zeit-punkt konnte sie je-doch nicht absehen,
was noch auf sie zukam.
Ebenfalls wird berichtet, daß Lamia in prädruidi-scher
Zeit über Nordafri-ka und Europa nach Britan-nien gelangte,
und nach alten Erinnerungen an ihre Heimat Stone Henge er-richten
ließ, lange Zeit später wurde sie Privat-schülerin
von Merlin, wobei sie ihre ungewöhnli-che Hautfarbe und Haare
unter einen weiten Kapu-zenmantel verbarg. Lange hielt sie allerdings
die kärglichen Lebensumstän-de des Gelehrten nicht aus
und reiste weiter.
Im Mittelalter hielt sie sich verständlicherweise nur sehr
kurz, wenn überhaupt, in Europa auf. Jedenfalls existiert aus
dem 14. Jahr-hundert ein unvollständi-ges, französisches
Traktat über eine schöne , lebensfrohe Hexe namens Lamia,
dessen Inhalt je-doch nur von Grausamkeiten und Ungenauigkeiten
strotzt.
Im 16. Jahrhundert soll sie, als Dienerin getarnt, Schülerin
von Abrahelim den Juden gewesen sein, wo sie Einblick in die Kabbalah
erhielt. Ihre Hoffnung, über die Weis-heit des Kabbalismus
zu einem normalen Empfin-den zu kom-men, wurde jäh zerstört,
als sie fliehen mußte. Die moralisch sehr strikte Vorstellung
und der starke Aberglaube der Bevölke-rung war gegen sie umgeschlagen.
Es wird auch spekuliert, daß Lamia vor dem 19. oder gar
20. Jahrhundert nie in Europa war, sondern die ganze Zeit in Afrika
lebte. Livingston kam hinter ihr Geheimnis, und kehrte deshalb nie
zurück; mit einem gewissen Sinn für Ironie ritzte Lamia,
die gerade Englisch und La-teinische Schrift lernte, das "L",
was als letztes Le-benszeichen Livingstons gedeutet wurde, selber
ein. Richard Francis Burton hingegen vertraute sie sich in einem
ihrer schwachen Momente an, gerührt verzeichnete er dieses
Erlebnis in sein Tagebuch, ohne es in seinen Reisebe-richten zu
veröffentlichen. Leider verbrannte seine fanatisch katholische
Frau diese nach seinem Tode. Lamia, die von Kolonisten inzwischen
Englisch, Deutsch und Französisch gelernt hatte (Ihre beacht-lichen
Sprach-kenntnisse bleiben selbst in ihren infantilen Phasen erhalten.)
, gelangte im 19. Jahrhun-dert als Dienerin nach England, wo sie
Aubrey Beardsley als Modell für mehrere Zeichnungen diente.
Obwohl lange Zeit vermutet wurde, daß jene Zeichnungen 1940
beim Blitzangriff vernichtet wurden, soll mindestens Eine in Privatbesitz
über-lebt haben. Nach einer anderen Variante gelangte sie kurz
vor Abschaffung der Sklaverei nach Ame-rika, wo sie auf einem reichen
Landbesitz von der Sklavin bis zur Gelieb-ten des Gutsbesitzers
und dessen Sohn aufstieg, die Entdeckung der Dreiecks-beziehung
, die von beiden Männern für Einzelbezie-hungen gehalten
wurde, führte zu einer Katastro-phe, zudem Lamia auch sonsti-ge
Zwietracht gesät hatte. Der Vorfall wurde später von Lovecraft
für seine Kurzge-schichte "Medusas Coil" (Das Haar
der Medusa) aufgegriffen, wo er sie allerdings, da-mals noch in
seinen rassi-sti-schen Vorurteilen gefangen, zur hellhäuti-gen
Mulattin macht. Die Veränderung von Lamias Hautfarbe in der
Literatur ist bei kein Ein-zelfall. Da die alten Grie-chen wie bereits
erwähnt Kontakt zu Lamia hatten, gab es auch dort einige Legenden
über sie, wo sie häufig als betörende vam-piristische
Schlangenfrau beschrieben wird. Eine dieser Sagen, in welcher Lamia
sich um einen wohlhabenden, einflußrei-chen Mann bemüht,
aber von dem Philosophen Apollonius entlarvt wird, benutzte der
englische Dichter John Keats (1795-1821) für ein romantisches
Gedicht, in welchem er Lamia als unglückliche Dämonin
darstellt, welche sich nach Geborgenheit sehnt, aber deren Glück
durch hartherzigen Ratio-nalismus zerstört wird. In folgenden
Jahren erlebte Lamia ein Comeback in der Dichtung, allerdings wird
sie von den meisten, die über sie schreiben, für eine
Weiße gehalten. In der Regel stellte man sie als ein schönes,
niemals alterndes Mädchen mit vampiristischen Zügen dar,
das über seine Natur eher unglücklich ist. Erst im frühen
20. Jahrhundert trat Lamia wieder persönlich in Erscheinung.
Der Schrift-steller William Seabruck, welcher später lange
Jahre in Haiti lebte und als erster weißer die Woduweihe erhielt,
hatte bei seiner Beschäftigung mit Hexe-rei, schwarzafrikanischer
Magie und Aberglauben einige Legenden über Lamia gehört,
hatte sie aber als Aberglauben abgetan. Kurz nach Beginn des ersten
Weltkrieges traf er in New York mit dem berüchtigten Satanisten
Aleister Crowley zusam-men. Da Crowley auf einer kurz zurückliegender
Marokko-reise ähnliche Legenden gehört hatte, kam er bald
mit Seabruck ins Ge-spräch, und war begeistert, als er hörte
daß dieser Aufzeichnungen über einen Beschwörungsritus
über eine vorchristliche afrikanische Dämonin besaß.
Seabruck, welcher als skeptischer Beobachter nie auf die Idee gekommen
wäre, einen Ritus auszuprobieren, gab Crowley die Aufzeichnun-gen
zur Ansicht, worauf er diese natürlich nie wieder sah. Aleister
Crowley hingegen, der noch eine offene Rechnung mit dem Okkultisten
McGregor Mathers (Golden Dawn Orden) hatte, sah seine Chance zur
Rache ge-kommen. Auf welche Weise der Ritus seine Wirkung tat, ist
unbe-kannt, jedenfalls fand sich Lamia in New York wie-der. Völlig
verängstigt und unsicher, fiel sie in ihre devote, masochistische
Phase, und gab für den sadistischen Crowley das perfekte Opfer
ab. Jener, der eine gefährliche Dä-monin erwartet hatte,
konnte seine Rachepläne zwar nicht verwirklichen, glaubte aber,
in dem süßen schwarzen Mädchen die perfekte Sklavin
gefunden zu haben. Nachdem Lamia nach einigen Tagen ihre Umgebung
beobachtet hatte (Crowley führte seine neue, gutgebaute Entdec-kung
angeberisch durch New York), erwachte wieder ihre intelligente Entität,
worauf sie ihre Lage rasch erkannte. Sie spielte ihre masochistische
Rolle eine kurze Zeit weiter, setzte dann aber Crowley mit einem
einzigen, gut geziel-ten Tritt außer Gefecht, und erleichterte
ihn um sein restliches Geld, seine wenigen Wertsachen, und seiner
Kleidung. Ihren fest gebundenen ehemaligen Peiniger in schwer ange-schlagener
Verfassung zu-rücklassend, tauchte sie in New York unter.
Für die Ankunft Lamias in den USA gibt es auch eine nichtmagische
Erklärung. Nach dieser gelangte Lamia in Afrika per Zufall
in ein Flugzeug, das sie neugierig durchstöbert hatte. Nach
einer anderen Variante soll das Flugzeug nicht nach Amerika, son-dern
Richtung Deutschland unterwegs gewesen sein , und das Ereignis soll
erst in den 30igern stattgefun-den haben, oder Lamia wurde zu Beginn
des zweiten Weltkrieges von dem Afrikakorps nach Deutschland entführt.
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