Bedeutende
Kainskinder Wiens
Mine is the alter of judgement, of confession, of
absolution.
When the traditions are defied, I am aware.
When the amaranth blooms, I am aware.
I am among you when my Archon is among you.
I am among you when you dream of defiance,
I am among you when you desire to destroy,
I am among you when you whisper of creation,
I am among you when you seek to hide.
I am your fear, and I know you well.
If I think upon you, pray I think not in anger.
If I think upon you in judgement,
I will need not judge you again.
I have spoken.
I shall not speak of this again.
- Remark of a unknown Justicar
Die
Kainiten der Donaumetropole leben in einem streng vorgegebenen Rahmen. Wer sich
hier niederläßt, der muß entweder verzweifelt auf der Suche nach einer
Zuflucht oder aber stark genug sein, sich in die Hände der Tremere zu begeben,
ohne allzu sehr um den Verlust seiner Identität fürchten zu müssen.
Gleichzeitig regieren die Herren der Stadt, die Tremere, nach außen hin zwar
mit distanzierter Verbindlichkeit auf Neuankömmlinge, aber was im Gildehaus
geredet wird, ist ein ganz anderes Kapitel.
Im
Gründe fürchten die Angehörigen der anderen Clans mit Ausnahme weniger
Einzelner die Tremere wie der Teufel das Weihwasser, doch sehen die meisten
Wiener Vampire schlicht auch die Vorteile, quasi im Schoße der Hexenmeister zu
leben.
Wien
bildet innerhalb der Welt der Dunkelheit ein ganz eigenes, durch Thaumaturgie
quasi hermetisch abgeriegeltes Universum, das einige der bösartigsten aber auch
faszinierensten Kainskinder bevölkern, die die Erde zu bieten hat. Das
allgegenwärtige, alles durchdringende Gefühl heißt Furcht, und die Angst vor
den magischen Manipulatoren der Usurpatoren prägt das Dasein aller.
All
das wäre undenkbar ohne Etrius, ja, ohne ihn dürfte der Fortbestand des
gesamten Clans Tremere unmöglich sein.
Die
fünf anderen Clans der Camarilla haben jeweils mindestens einen Vertreter in
der Stadt der Hexenmeister. Die jüngeren dieser Kainskinder locken wider den
Stachel der Tremere, ohne wirklich etwas gegen sie ausrichten zu können.
Brujah
Sir
Francis Hattenborough ist dem Verhalten und Aussehen nach der perfekte englische
Adlige. Seine größte Angst ist es, daß ein umherziehender Brujah einen
Krawall etc. anzettelt und es auf ihn als Erstgeborener des Clans Brujah zurückfällt.
Er sitzt neben Astrid Moser, Augustin und von Babenberg im Geheimrat, eine Art
Primogen, der Etrius beim regieren der Stadt Wien zur Seite steht.
Gangrel
In
Wien selbst gibt es keine Vertreter des Clan Gangrel. Es geht aber das Gerücht
um, daß sich im Wiener Wald eine größere Anzahl von ihnen sammelt.
Malkavianer
Mischa
ist ein allgemein in der Stadt bekannter Ancilla, dem aber wegen seines
offensichtlichen Wahnsinns die meisten Kainiten aus dem Weg gehen. Hochgewachsen
und muskulös, trägt er schwarze, enganliegende T-Shirts, schwarzgefärbte
Kampfhosen und Springerstiefel oder ausgetragene Basketballschuhe. Die Haare des
jungen Malkavianer hängen strohblond und verfilzt weit über seine Schultern,
ein kleines Ziegenbärtchen ziert sein energisches Kinn, und in seinen unter
buschigen Brauen wild dreinblickenden Augen leuchtet ein unheiliges Feuer,
flackert der Wahnsinn.
Nosferatu
Die
Kanalratten sind den Herren Wiens verständlicherweise ein Dorn im Auge,
obgleich (oder weil) sie stets um Neutralität bemüht sind. Zu viele Mysterien,
zu viele Geheimnisse, zu viele Ränke könnten von den Mitgliedern des Clan
Nosferatu aufgeschnappt werden. Weltweit hätten sie einen riesigen Absatzmarkt
für dreckige, kleine Informationen aus der Stadt, die dem umstrittensten
Vorsintflutlichen der Kinder Kains als Zuflucht dient. Der Wind, der den
Nosferatu entgegenblies, war meist todbringend eisig, aber auch schon freundlich
mild, doch stets war man bemüht, sie aus dem I. Bezirk heraus zu halten, was
durch die Tatsache erheblich erschwert wurde, daß die Geschichte des Clans in
Wien bis in die Zeit römischer Besatzung zurückreicht. Die gewaltigen
Katakomben, zahllosen Keller, alte und neue Kanalisation, U-Bahn- und Warteschächte,
Verbindungstunnel und so weiter, die ein gewaltiges und fast schon legendäres
Reich fernab der Sonne bilden, kommen nicht von ungefähr, und manche der Tunnel
und Höhlen sind bereits zwei Jahrtausende alt...
Selbst
Etrius vermag nicht mit Sicherheit zu sagen wie viele Nosferatu das
unterirdische Wien ihr Zuhause nennen.
Der
Trödler. Obgleich meist freundlich und zuvorkommend, ist der
Anblick des Trödlers alles andere als eine Augenweide. Er ist nur etwa 1,40 m
klein, untersetzt und buckelig. Seine von Geschwüren übersäte Haut ist von
einer hellbraunen Farbe, und die wenigen schwarzen Haare, die ihm noch geblieben
sind, stehen wie Draht seitlich von seinem Kopf ab. Sein groteskes Äußeres
wird durch maßgeschneiderte, konservative Anzüge, die in das 19. Jahrhundert
passen würden, noch unterstreichen.
In
der Gesellschaft der Kainskinder Wiens genießt er einen einzigartigen
Sonderstatus, denn er darf Kunden empfangen und für maximal 48 Stunden
beherbergen, ohne diese bei den Herren der Stadt anzumelden.
Der
Trödler ist Herr über das Dorotheum, Wiens bekanntestes Auktionshaus. In einer
Welt, in der alles käuflich ist, kann der Trödler fast alles besorgen. Die Wünsche
seiner Kunden, die schon lange nicht mehr nur Kainskinder sind, haben Priorität.
Er beschafft alles, auf legalem oder illegalem Wege, wenn er den Preis des Trödlers
zahlen kann.
Augustin
war bevor er zum Kainskind wurde ein Landsknecht. Die Narben seines Daseins trägt
er noch heute an Leib und Gesicht. Seine Nase ist knollig rot und erinnert an
eine Comicparodie einer Säufernase. Man trifft ihn nie ohne seine Sackpfeife
an, und oft hat er einen Lederbeutel umhängen, in dem er ein Liederbuch mit
traditionellen Volksliedern mit sich herumträgt. Augustin trägt ausschließlich
Schwarz, oftmals einen breitkrempigen Schlapphut und besitzt einen Stockdegen,
mit dem er umzugehen weiß.
Toreador
Der
Clan der Rose ist seit dem 8. Jahrhundert in Wien vertreten. Sein Engagement,
sein Hochmut und sein Stolz prägen die Stadt und ließen sie Höhen und Tiefen
erleben. Namen wie Maria y Aragon, die über sechs Jahrhunderte das Geschick
ihres Clans entschied, oder Arabelle Rieux, deren Namen in den Hallen der
Elysien weltweit Synonym für die Wiener Oper ist, haben das Prestige des Clans
in der Kaiserstadt an der Donau geprägt. Aber nichts ist mehr, wie es war.
Maria y Aragon ist verschwunden, wenn nicht gar vernichtet.
Marie-Claude
Dumas, ein unbekümmerter Künstler, der an kaum mehr
interessiert ist als seinem eigenen Wohlergehen, ist nun der Ahn des Clans.
Der
Clan der Rose existiert heute im Schatten seiner glanzvollen Zeit, die vor
nunmehr 200 Jahren zu sterben begann. Zügellose Dekadenz und eitler Hochmut führten
ihn in dieser Zeit immer wieder in Auseinandersetzungen mit dem herrschenden
Clan Tremere, die letztlich in dem Verbot gipfelten, in Wien politisch zu
agieren. Nichtsdestotrotz scheint ihre fast schon an Wahnsinn grenzende
Dekadenz, die die Wiener Mentalität entscheidend mitgeprägt hat, ungebremst.
Im Vormärz, einer Zeit politischer Repression und gesellschaftlicher Tristesse,
schufen sie den Walzer, um der Realität durch Amusement zu entfliehen. Heute
tanzen sie wieder, denn sie alle spüren die erstickende Stille, sehen die näherrückenden
Schatten des Unheils, doch sie wollen oder können nicht dagegen aufbegehren –
also tanzen sie bis zum letzten Takt.
Marie-Claude
Dumas ist ein umwerfend gutaussehender Mann Mitte 20. Sein volles, braunes Haar
trägt er meist zu einem französischen Zopf gebunden. Seine braunen Augen sind
fesselnd, sein Auftreten stets weltmännisch und charmant. Er ist immer dem Anlaß
entsprechend perfekt gekleidet und der Mode dabei meist einen Schritt voraus.
Kleidung trägt er niemals ein zweites Mal.
Arabelle
Rieux ist eine für ihre Zeit mit 1,72 m ungewöhnlich
hochgewachsene Schönheit, die kaum älter als 18 Jahre sein kann. Ihr blondes
Haar fällt bis über die Schultern. Ein sinnlicher, nahezu perfekter Körperbau,
wache strahlendblaue Augen und lange Wimpern, eine schmale Nase sowie volle,
sinnliche Lippen verleihen ihr das Antlitz einer Versuchung die unzweifelhaft
jede Sünde wert wäre. Bewegung und Sprache sowie die Wahl ihrer fast ausschließlich
in Paris maßgeschneiderten Garderobe akzentuieren den unwillkürlichen
Eindruck, man stünde einem gefallenen Engel gegenüber.
Als
Mäzenin und Organisatorin gesellschaftlicher Feste machte sich Arabelle einen
Namen, der seinesgleichen sucht. Ihre jährlichen Parties, zu denen sie die
vielversprechendsten Nachwuchskünstler der Stadt lädt, um den oder die Beste
zu küren, sind eines der größten gesellschaftlichen Ereignisse der
Kainskinder Wiens, wohl nicht zuletzt, weil nur einer diesen Wettbewerb gewinnen
kann und danach von ihr protegiert wird. Die anderen Teilnehmer bilden das
anschließende Festmahl. Häufig treten Kainskinder an sie heran mit der Bitte,
ein Fest für sie zu gestalten, und selbstverständlich kommt Arabelle dieser
Bitte stets mit größtem Vergnügen und großem Erfolg nach.
Dieter
Kleist
ist der Mann der stets einen Schritt hinter Etrius geht, lächelt und die Worte
des großen Meisters niederschreibt.
Dieter
Kleist ist rein optisch ein Anachronist; er kleidet sich stets in die Mode der
Zeit, in der er den Kuß erhielt. Bei längeren Wegen trägt er stets einen
messingbeschlagenen Spazierstock aus Mahagoni. Sein langes Haar hält er mit
einer schwarzsamtenen Mozartschleife aus dem Gesicht.
Tremere
Die
Tremere sind zweifellos diejenigen Vampire, die in Wien das Sagen haben. Die
Hexenmeister haben im 16. Jahrhundert ihr wichtigstes Gildehaus hierher verlegt,
und seither ist dies ihre Stadt. Zuvor waren es sehr lange die Ventrue, die hier
herrschten, über die Wahrung der Maskerade und der anderen Traditionen wachten
und die Geschicke der Stadt lenkten. Aber seit der Hauptsitz des Clans von
Ceoris nach Wien verlegt wurde, sank ihr Stern.
Etrius,
Richter, Geschworener und Henker in allen Prozessen in Wien, bei denen es um
Traditionsbrüche geht, hat das absolute Sagen im Clan.
Der
letzte, der den Wiener Sonderweg des Etrius in Frage gestellt hat, war ein
durchreisender Malkavianer, dem dieses unbesonnene Verhalten nicht gut bekam.
Und doch hat dieser mittlerweile leider von uns gegangene Gigolo mit dem
vorlauten Mundwerk etwas angesprochen, was außerhalb Wiens durchaus des öfteren
Thema ist – nämlich, wie viel man dem Clan der Usurpatoren eigentlich noch an
Freiheiten zugestehen will, ehe die Camarilla ihn offiziell in seine Schranken
weist.
Etrius
ist nicht einmal 1,70 m groß und weder besonders dick noch besonders dünn. Er
hat langes, strähniges, dunkelblondes Haar und blaue Augen. Sein Gesicht ist
recht rundlich. Er bevorzugt Roben im Stile derer, die er auch als Magus im
Orden des Hermes trug, und hat stets eine goldene Halskette mit einem blutroten
Stein in einem pentagrammförmigen Medallion um.
Etrius
duldet keinen Widerspruch. Seinen Feinden blüht ein schmerzlicher, langsamer
Tod. Er läßt keinen Zweifel daran, daß er der mächtigste Thaumaturg ist, der
derzeit auf Erden wandelt.
Astrid
Thomas ist, obgleich sie gar nicht in der Stadt geboren ist, die
Verkörperung des vielgerühmten Wiener Charmes. Stets schreitet sie lächelnd
neben Etrius einher. Dort ist ihr Platz: an der Seite des mächtigsten Mannes
Wiens, und dort erreicht der natürliche Charme der gebürtigen Frankfurterin
nicht selten, was Etrius’ konservatives, oft aber auch ungestümes Auftreten
nicht vermag. Obgleich natürlich innerlich sehr viel gereifter, wirkt Astrid
wie eine voll erblühte Frau Anfang 30, die weiß, wie gut sie aussieht, und
dies einzusetzen versteht.
Ihr
Gesicht spiegelt zugleich Sanftheit und einen Hauch der Macht, die sie als
Etrius’ Lebensgefährtin auch ohne eine offizielle Stellung im Clan besitzt,
wider. Selten ist die blasse Schönheit geschminkt, und wenn, dann in dezenten
Pastelltönen. Ihre bevorzugte Kleidung ist die der Jahrhundertwende. Eine
kleine Narbe verunziert ihren rechten Mundwinkel, läßt es aber lediglich so
aussehen, als lächele sie ständig leicht.
Ventrue
Während
Wien heute gleichbedeutend mit dem Clan Tremere in den Köpfen der jungen
Kainskinder ist, erinnert sich manch ein Ahn des Alten Landes noch einer Zeit,
als es anders war. Einer Zeit, in der der Clan Ventrue über die Geschicke der
Stadt bestimmte. Und wenn man heute den Namen Etrius synonym mit Wien gebraucht,
so gab es auch damals einen Mann, dessen Name in den Kreisen der Unsterblichen
Synonym für die Stadt war: Valerian.
Entsandt
vom Ewigen Senat der Stadt Rom, war er es, der das Militärlager Vindobona in
der Provinz Noricum beaufsichtigte und half, eine Stadt aufzubauen. Seine
Ideale, sein Wissen und seine Kriege mit anderen übernatürlichen Wesen waren
es, die Wien weit über ein Jahrtausend begleiteten, es formten und seine
Bewohner beeinflussten. Er führte die Verhandlungen mit dem noch jungen Clan
Tremere und sicherte den Usurpatoren in einer Zeit, in der sie jede Nacht um ihr
neugewonnenes Unleben kämpfen mußten, die Unterstützung des Clans Ventrue. Er
gab Etrius die Möglichkeit, in seiner Stadt Unterschlupf zu finden. Und in
seinem Gehen zu Beginn des 18. Jahrhunderts überließ er Wien den Tremere.
Heute
führt Konrad von Babenberg die Ventrue Wiens mit harter und
sicherer Hand. Wenn es ihm auch nicht gelang, die politische Herrschaft der
Tremere zu brechen, so zeichnet er sich jedoch für die ausgezeichnete
wirtschaftliche Position seines Clans verantwortlich. Er machte die Ventrue der
Stadt den Tremere ebenbürtig, ja er überflügelte die eigentlichen Herren der
Stadt auch, was die finanziellen Einflußmöglichkeiten betraf. Seinem
diplomatischen Können und seinen Ränken ist es zu verdanken, daß der Clan der
Könige in Österreich immer noch herrscht. Zwar ist es mehr ein
Schattenkabinett, das von Babenberg da zur Seite steht, doch halten sie
zahlreiche Fäden in der Hand.
Konrad
von Babenberg sieht man seine überlegene Intelligenz auf den ersten Blick an,
er strahlt scharfe Auffassungsgabe und geistige Beweglichkeit aus. Sein störrisches
Haar versucht er oft mit Pomade zu bändigen. Wenn es sich vermeiden läßt,
arbeitet er nicht körperlich, und dennoch bringen seine Muskeln Frauen durchaus
des öfteren zum schwärmen. Auch sein Vermögen ist an seinem Äußeren
abzulesen; er pflegt einen ganz eigenen Kleidungsstil, den man getrost als
versnobt bezeichnen könnte, und trägt eine Intellektuellen-Hornbrille auf der
Nase, die ein reines Modestatement ist.
Alexander
Imre von Szigety
ist der geborene Diplomat. Er trägt tagein, tagaus konservative dunkle Anzüge
und hat meist auch nachts seine Ray Ban-Sonnenbrille auf. Der einzige Farbklecks
an seiner Erscheinung sind die stets bunten, diagonal gestreiften Krawatten, die
er zum blütenweißen Hemd trägt. Er fährt einen Mercedes 600 SEL.
Bettina
Raimund trägt bevorzugt teure italienische Designermodelle im
konservativen Stil mit möglichst kurzen Röcken, in ihrer Freizeit aber auch
Leder und Lodenpunk. Sie fährt einen Porsche Roadster und geht nie ohne ihr
Handy aus.
Sie
zählt zu den Finanzgenies innerhalb des Clans Ventrue und durch ihren Einfluß,
verschwand schon manches Unternehmen in der Bedeutungslosigkeit, währen andere
Firmen plötzlich ein vielfaches ihres Eigenkapitals wert waren.
Rudolf
Jeliner ist der politische Berater, die Stimme der Vernunft des Clans
Ventrue. Er ist die personifizierte Eleganz – stets in Schlips und
Quelle:
Wiener Blut – Wien bei Nacht von Oliver Hoffmann und Holger Raab, Feder &
Schwert, 1997