Der Engel von Prag (Dezember 2002)
Wer kennt sie nicht, die Hauptstadt Tschechiens? Zlatá Praha, das Goldene Prag, Kleinod an der Moldau, Reiseziel vieler Touristen. Es ist eine Lust, sich an warmen Sommertagen in den Straßen auf der Kleinseite zu tummeln, in den vielen kleinen Läden zu stöbern, mit den Straßenhändlern zu feilschen, den Musikanten zuzuhören oder einfach nur Zeit in einem der vielen Cafés zu vertrödeln. Wahrhaft golden ist diese Stadt mit ihren frisch restaurierten Häusern und Palästen, den Kunstschätzen, den freundlichen Menschen, dem guten Essen und der unendlichen Heiterkeit und Gelassenheit, die die Straßen durchflutet, immer umspielt vom leisen Plätschern der Moldau. Und doch ist da stets die Spur einer Ahnung eines Geheimnisses. |
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Wenn es dann Herbst geworden ist, die Touristen weitergezogen, wenn man durch die schmalen Gassen der Altstadt streift, weitab von Hradschin, U Flekú und Kafka-Museum, wenn der Nebel von der Moldau aufzieht und alles mit seinem kalten Atem umhüllt, so daß selbst eine flackernde Neonröhre ein mythisches Licht auszustrahlen scheint, dann, ja dann begreift man, daß da mehr unter der bunten, glitzernden Oberfläche ist, als ein nomaler Mensch fassen kann. Dann wird diese strahlende Stadt zum Ort uralter Mythen, Sagen und Legenden, man kommt sich klein vor und unendlich jung und man weiß unwillkürlich, daß die Choräle, die man in der Ferne hört, keineswegs Kirchenlieder sind und daß schon um die nächste Ecke der Golem kommen kann. Ein Wispern, ein Hauch, ein Traum. Das Straßenlaternen verschwinden, die Häuser werden kleiner und ducken sich wie verängstigte Schafe aneinander, die Gassen werden enger, die Musik verstummt. Ein Pferd schnaubt müde im Stall, Straßenköter balgen sich an der Ecke und in einer Seitenstraße mumelt ein Bettler in seinen Träumen. Wald umschließt die Stadt, dunkel und bedrohlich, ein Wolf heult in der Ferne, ruft zur Jagd. Schnell huschen verspätete Passanten im Schutz der Hausmauern in die warme Sicherheit ihrer Stuben, bevor die Nacht ganz hereinbricht und mit ihr die Gefahr. Tief im Inneren der Stadt, an Plätzen, wo das Tageslicht niemals hinreicht und die noch kein Sterblicher je gesehen hat, regen sich nun ältere Kräfte, der Tanz beginnt. Spielerinformation: Die
hermetische Untergrundströmung fließt stark und tief zwischen den
Nationen Europas, wie sie es schon seit Jahrhunderten getan hatte.
Okkulte Bünde, Spaltungen und gegenseitige Befruchtung haben ein
komplexes und inzestiöses Netzwerk von Geheimgesellschaften
hervorgebracht, die die Traditionen des Corpus Hermeticum,
gnostischer Schriften scriptures, kabbalistisches Gedankengut und
dunklere Zauber aus den im Schatten liegenden Wäldern Europas sowie
der sonnenverbrannten Sandwüsten Ägyptens und des Mittleren Ostens
teilen. Der okkulte Pfad ist nicht für den einfachen Mann gedacht,
sondern ist einer Elite aus wenigen vorbehalten, die ihre Leben dem
Studium der unsichtbaren Welt widmen. Wissen ist Macht, sowohl in
der spirituellen Welt als auch in der materiellen. |