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iesmal haben wir kein fertiges Szenario in dem Sinne
für euch, sondern vielmehr eine Art "Quellenband";
also die Beschreibung einer Region mitsamt ihren Bewohnern, Mythen
und Legenden und natürlich Ideen für Szenarios.
Sehr schön finde ich hierbei, daß es sich
um eine deutsche Region handelt, nämlich das
Nordseebad Borkum
Quelleninformationen
von Kai
Crystalla (c) 1999
Buchtip
Szenarioideen
Spielhilfen
Die schöne Insel Borkum ist mit 35 qkm nicht
nur die größte, sondern auch die westlichste der deutschen
ostfriesischen Inseln. Sie liegt in der Mündung der Ems etwa
40 km von Emden entfernt.
Sie werden fragen, was an Borkum so interessant ist, daß es
sich einer Erwähnung bedarf? Nun, das fragten sich die weniger
als hundert Gäste im Jahre 1840 auch, aber schauen sie selbst...
 Im Jahr
1850 brachte die Insel die erste Fremdenliste heraus. Damit begann
das Touristikzeitalter auch für die stille Insulanerwelt. Zunächst
nur den Begüteten vorbehalten wurde ab 1895 ein Inselaufenthalt
auch für breitere Massen möglich. Im Jahre 1900 zählte
Borkum schon 16.474 Besucher und in den kommenden Jahren wurden
für ebendiese ein Hallenbad, ein Kurhaus, ein Spielkasino,
ein Kurpark und noch viel mehr angelegt. Das Bild zeigt einen Blick
auf den Strand mit seiner Wandelhalle, in der man bei geöffneten
Fenstern auch bei schlechtem Wetter der Seeluft frönen konnte,
und die großen Hotel an der Strandpromenade. Schön zu
sehen auch der Musizierpavillon und die tragbaren ein-bis dreisitzigen
Strandzelte, die damals ein buntes Bild abgaben.
Die Karte von 1907 zeigt, daß Borkum im Gegensatz
zu allen anderen ostfriesischen Inseln nicht langgezogen, sondern
fast rund ist.  Das Westland und das Ostland sind von drei
Seiten durch Dünenketten in Hufeisenform geschützt. Nur
an der östlichen Seite fehlt dieser Schutz, wodurch drei Wasserarme
weit ins Inselinnere hineinreichen können: das Hopp, das Tüskendöör
und der Groote Sloot. Der Westkopf der Insel wird durch die künstlich
geschaffenen Buhnen (Wellenbrecher) und die massive Strandmauer
gegen die Naturgewalten geschützt. Davor befinden sich Herren-,
Central-, Damen- und Familienbadestrand.
Am südöstlichen Ende ist der kleine Hafen zu erkennen,
der scheinbar auf verlorenem Posten der Insel vorgelagert ist. Doch
wie gelangt man eigentlich nach Borkum?
In Emden besteigt man den Salonschnelldampfer "Borkum",
der seine Passagiere in 2 bis 3 Stunden nach Borkum bringt.  Die genauen
Zeiten richten sich nach Ebbe und Flut und die "Borkum"
verbindet Borkum einmal pro Woche auch mit Norderney und Helgoland.
Das Schiff bietet 450 Passagieren Platz und erreicht eine Geschwindigkeit
von 12 Knoten in der Stunde. 1923 wurde die Borkum verkauft und
durch ein neueres, größeres Dampfschiff ersetzt. Zum
Glück gibt es seit 1888 eine feste Anlegestelle, so daß
das Ausbooten in kleine Beiboote mit der Anlandung am Südstrand
und der Transport mit Pferdefuhrwerken ins Dorf nur noch bei extremem
Niedrigwasser durchgeführt werden muß. Ansonsten befördert
die Inselbahn Personen und Gepäck in den 7,4 km entfernten
Bahnhof. Für die Besucher der Reede gibt es eine Wartehalle
mit Restaurationsbetrieb.
Bei Ankunft oder Abfahrt des Zuges herrscht stets
reger Betrieb auf dem Bahnhof. Hier angekommen  befindet man sich
im Centrum des kleinen Ortes, nur ein paar dutzend Schritte vom
Strand entfernt. Rechts sieht man das viele Jahre von Johann Dabelstein
geführte Bahnhofshotel. Bis 1926 befindet sich das Post- und
Telegrafenamt im rechten Flügel. Die beiden großen Schuppen
dienen der Unterstellung der Badekarren im Winterhalbjahr. Gegenüber
lädt die Villa Ems ihre Besucher zum Verweilen ein.
Der Bahnhofsplatz ist Mittelpunkt und Treffpunkt zugleich. Wer nicht
gerade über die Promenade spaziert zeigt sich hier der Öffentlichkeit
und erhält die Gelegenheit, alle ankommenden und abreisenden
Gäste beobachten zu können.
In der Sandstraße  gibt es die Möglichkeit,
ruhig, aber zentral zu wohnen. Die größeren Pensionshäuser
gehören Daniel Poppinga, Cornelius Wybrands und Hidde Staghouwer.
Neben der Gemütlichkeit spricht noch der verhältnismäßig
günstige Preis für diese Unterkünfte, in denen zudem
noch der persönliche Kontakt der Wirtsleute zu ihren Gästen
gepflegt wird. Die offenen Holz-Veranden, die von den Insulanern
Tenten genannt werden, sind typisch für Borkum. Sie dienen
vornehmlich den Gästen als Speise- und Aufenthaltsraum, was
an kalten Tagen die bereitgestellten Decken notwendig macht.
 Neben dem Hotel Inselhalle wartet auf den
Borkumer Gast die erste Sehenswürdigkeit: ein typisches Insulanerhaus.
Die meisten Borkumer, die kein eigenes Hotel besitzen oder nicht
besonders wohlhabend sind, wohnen in diesen niedrigen Häusern,
die sich stets vor dem Wind zu ducken scheinen, und nicht selten
rätseln Gäste vor einem solchen Haus, wie viele Bewohner
es wohl haben mag. Das abgebildete Exemplar gehört der auf
der Insel bekannten Bauunternehmung Haak Mennenga, die jede Art
von Hoch- oder Tiefbau durchführt.
 Borkum hat drei große Feiertage: Swinslachten
im November, Klaasohm am 5. Dezember und lüttje Neijahr am
2. Januar. Das Schweinschlachten ist wohl das größte
Familienfest. Das ausgeschlachtete Schwein wird tagsüber an
einer Leiter hinter dem Haus aufgehängt und abends zerlegt,
wonach es dann für alle Sniertjebra (Schweinebraten) gibt.
Am folgenden Tag wird dann Wurst gemacht und die Kinder bringen
Kostproben von Fleisch und Wurst zu Nachbarn, Freunden und Verwandten.
Das eigentliche Inseldorf  liegt zwischen Altem
und Neuem Leuchtturm. Die beiden Seezeichen scheinen für die
meisten der Häuser eine natürliche Begrenzung zu sein,
sieht man doch nur hinten rechts an der Reedestraße vereinzelt
kleine Insulanerhäuser stehen. Doch wandert man über die
Insel, so wird man eines besseren belehrt: Ein ganzes Stück
vom Hauptort entfernt steht das Ostdorf, das aus einigen Bauernhöfen
besteht, auf denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, sucht
man doch Elektrizität dort vergeblich. Spaziergänger verirren
sich jedoch nur selten dorthin.
Rechts im Bild erkennt man die 900 Gläubige fassende Evangelisch-Reformierte
Kirche.
 Der Alte Turm. Borkums ältestes Bauwerk
wurde im Jahre 1576 als Tagesseezeichen von Emdener Kaufleuten errichtet.
Um ihn herum entstand eine Steusiedlung von einstöckigen Insulanerhäusern
mit Wohnung und Stall unter einem Dach. Daneben wurde im Jahre 1805
die alte Walfängerkirche durch eine neue Inselkirche ersetzt.
Diese war jedoch schon bald zu klein, so daß ein neues Gotteshaus
gebaut wurde. Die alte Kirche wurde 1903 abgerissen. Während
die Spitze des Turmes als Taubenschlag dient, liegt ihm der alte
Inselfriedhof zu Füßen, der 1875 geschlossen wurde.
 Am 14.2.1879
wurde das Innere des Alten Leuchtturms durch einen Brand vollkommen
zerstört. Daraufhin wurde innerhalb eines halben Jahres der
Neue Leuchtturm gebaut, der schon am 15.11.1879 seine Strahlen über
Insel und Meer aussandte. Als Lichtquelle dient eine mit fünf
konzentrischen Dochten versehene Öllampe, die jährlich
5100 kg Petroleum verbraucht. Rechts im Bild sieht man das massive
Petroleumhaus, das zur Lagerung dieser beträchtlichen Mengen
gebaut wurde. Im Jahre 1925 wird der Turm auf elektrischen Betrieb
umgestellt und das Petroleumhäuschen abgebrochen.
Besucher, die den mühevollen Gang über die 315 Stufen
seiner Wendeltreppe in Kauf nehmen, können von der Ballustrade
des Turmes den wundervollen Blick aus 60 m Höhe genießen.
Am Anfang der hier beginnenden Dünenstraße stehen einige
große Logierhäuser, die schon vor dem Großen Krieg
errichtet wurden.
 Das Haus mit dem Ofenrohr links im Bild ist
die ev.-luth. Kirche Borkums. Die Gemeinde ließ bereits 1910
auf dem Gelände daneben mehrere Läden errichten, die sie
vor allem in den Sommermonaten an Geschäftsleute vermietet.
Dahinter liegt die Warmbadeanstalt und die Lesehalle. Am rechten
Bildrand steht seit 1905 an der Ecke Strandstraße/Cecilienstraße
das Eisenbahnheim, das für Beamte der preußischen Staatsbahnen
erbaut wurde.
 Hauptziel der Kurgäste ist die 1911 erbaute
Wandelhalle, 200m lang und 8m breit, in der man bei geöffneten
Fenstern bei jeder Witterung einen Spaziergang bei Nordseeluft machen
kann. Davor liegt der Konzertplatz und der Musikpavillon.
Gekrönt wird die Promenade durch die besten Hotels am Platze.
Dieses sind (von links, Baujahr in Klammern):
Hotel Viktoria (1891), Köhlers Strand-Hotel (1891-1887-1884),
Der Neue Leuchtturm (1879), Hotel Kaiserhof (1887), Villa Stollwerck
(1886), Nordsee-Hotel (1891) und Strandvilla Behrends (1894).
 Wie jeder weiß verdient ein jeder gutbetuchte
Gast auch die Möglichkeit, seine Zeit ein wenig zu zerstreuen.
Darum legten die Borkumer schon vor der Jahrhundertwende am Strand
zur Zeit der Ebbe Tennisplätze an. 1899 fand dann das erste
Lawn-Tennis-Turnier statt und als dieser Sport weiteren Zuspruch
fand, wurden auch an der Bismarckstraße Tennisplätze
angelegt.
Ein Borkumer Werbeprospekt bietet "Spielgeräthe miethweise"
an. Weiter heißt es:"Man kann sich auch kaum ein besseres
Terrain dafür denken als hier am Strande, wo der Körper
keine Ermüdung spürt und die Lungen in der frischen, köstlichen
Seeluft sich weiten." Weiter gibt es auch sämtliches Gerät
für eine Partie Croquet oder Boccia zu leihen, auch wenn sich
viele damit begnügen, einer Partie zuzusehen, die Leistungen
der Spieler zu diskutieren oder auch schon mal auf den Ausgang einer
Partie zu wetten.
 Den Landratten, die das Meer nicht nur bestaunen
oder einatmen wollen, sei eine Ausflugsfahrt mit der Godo empfohlen.
Der Segler, der seit vielen Jahren im Einsatz ist (und 1927 durch
einen motorisierten Godo ersetzt wurde), unternimmt mit seinem Besitzer
Haye Teerling (wohnhaft Kirchstraße, Haus Wedmannsheil) außerdem
auch noch Fahrten zur Robbenjagd. In einem Prospekt heißt
es:"Diejenigen Badegäste, welche der Seehundsjagd obliegen
wollen, finden dazu stets Gelegenheit, und unter Anleitung tüchtiger
Jäger werden fast immer günstige Resultate erzielt."
 Der Damenbadestrand wird durch den neutralen
Strand, einem Abschnitt von 1500m Breite, vom Herrenbadestrand getrennt.
Eine Flagge mit der Aufschrift "Bedezeit" zeigt an, wann
gebadet werden darf. Dazu sagt die Kurordnung:"Während
der Badezeit ist den Herren das Stehenbleiben und Hinsetzen auf
den dem Damenbadestrande zunächst gelegenen, auf diesen Aussicht
gewährenden Dünen untersagt." Eine Badewärterin
nimmt nach erfolgtem Bade die nasse Badebekleidung entgegen und
wäscht und trocknet diese bis zum folgenden Tag. Als einzige
Herren werden zwei Bootsleute und ein Rettungsschwimmer am Damenbadestrand
notgedrungen geduldet.
Zum Baden meldet man sich beim Bademeister an und erhält eine
numerierte Karte. Wird beim Freiwerden eines Badekarrens die Nummer
aufgerufen, so hat man sich umgehend zu melden und das Bad muß
genommen werden. Wem der Aufwand zu groß oder das Nacktbaden
an den "reinen" Stränden zu unangenehm ist, begnügt
sich auch oft mit einem Sonnenbad. Welchen Körperteil die abgebildeten,
voll bekleideten Personen sonnen wollten, ist nicht bekannt. Bequemer
ist da sicherlich eines der tragbaren, bunten Strandzelte, die ein
bis drei Personen fassen.
 Wo Wasser ist sind Schiffe natürlich
nicht weit und bei schlechtem Wetter gibt es auch Schiffbrüchige.
Das Borkumer Rettungsboot muß, wenn jemand vom Strand aus
ein Schiff in Seenot beobachtet, von vier Pferden zum Strand gezogen
werden. Dort wird es vom Hänger "geslipt" und zehn
Ruderer unter dem Kommando des Vormanns brauchen oft Stunden, um
gegen Sturm und Strömung zu den Schiffbrüchigen zu gelangen.
Bei günstigen Winden kann man auch die Hilfsbesegelung nutzen.
Bis 1918 wurden auf diese Weise 188 Menschen rund um Borkum gerettet.
 In unserem Jahrzehnt ist Herman Klaas Akkermann
(Jahrgang 1859) schon fast eine Borkumer Legende. Nachdem er 16
Jahre als freiwilliger Bootsmann tätig war, wurde er 1897 Vormann
der Station Borkum (was er bis 1925 bleiben wird). In diesen 27
Jahren hat er mit seinen Kameraden 102 Menschen vor dem Seemannstod
gerettet. 1923 erscheint sein Buch "Meine Erlebnisse im Rettungsboot
der Rettungsstation Borkum", in dem er seine Erfahrungen aufzeichnet.
 Seit 1894 stand an der Südküste
Borkums die Gastwirtschaft Wilhelmslust mit Aussicht auf das Meer
und das ferne Holland. Auf der historischen Postkarte erkennt man
nicht nur das Datum, sondern im Hintergrund auch den dritten Borkumer
Leuchtturm, den Elektrischen Leuchtturm. Erbaut 1888 zur Erleichterung
der Ein- und Ausfahrt in die Emsmündung wurde er schon sehr
bald elektrifiziert. Daneben steht die Marconi-Station, die, nach
dem System des Italieners Marconi 1899 erbaut, die erste drahtlose
Funken-Telegrafen-Station an der deutschen Küste war.
Am 31. Juli 1914 wurde das Strandcafe Wilhelmshöhe zerstört,
aber nach dem Krieg ein wenig versetzt neu erbaut. Hier gibt es
zur Freude der müden Wanderer zu jeder Tageszeit: täglich
frische Milch, dicke Milch, frische Eier, belegte Butterbrote, Schokolade,
Kakao, feinere Backwaren, verschiedene Biere, Weine, Spirituosen,
Kartoffelpuffer und Eierspeisen. In den Abendstunden verwandelt
sich die Wilhelmshöhe in ein beliebtes Tanzlokal.
 Genau wie die Wilhelmslust am Südstrand
und das Jägerheim (vormals Elisenruh) in der Inselmitte stand
am Nordstrand das 1890 erbaute Restaurant Viktoriahöhe, an
der nach 1910 die Promenade endete. Viele Spaziergänger kehrten
hier, von ihrer Wanderung zum Muschelfeld müde, hungrig und
durstig geworden, gerne ein. Besonders Kartoffelpuffer hatten hier
eine gewisse Berühmtheit erlangt. In der Nacht zum 31. Juli
1914 wurden das Jägerheim, die Wilhelmslust und die Viktoriahöhe
"wegen ihrer exponierten Lage" gesprengt. Heinrich Killian,
der Besitzer der letzteren, hat daraufhin die Insel verlassen. Nichtsdestotrotz
wurden alle drei nach dem Krieg wieder aufgebaut. Die Viktoriahöhe
wurde durch das Restaurant Sturmeck an gleicher Stelle ersetzt,
das heute Jung und Alt verköstigt.
 Strenge Winter, sogenannte Eiswinter, kommen
an der Nordseeküste nur alle ein bis zwei Jahrzehnte vor. Einer
dieser Eiswinter erwischte Borkum 1928/29. Bei langanhaltenden extremen
Minustemperaturen treiben Ebbe und Flut große Eisschollen
zu meterdickem Packeis zusammen. Wochenlang war die Insel vom Festland
abgeschnitten, da der Schiffsverkehr wegen zu starken Eisgangs eingestellt
werden mußte. Obwohl im Winter nur wenige Gäste auf Borkum
waren, wurden die Lebensmittel bald knapp, Wasser gewann man einfach
aus dem Eis. Die Eingeschlossenen hatten keine andere Wahl: Sie
mußten neben der klirrenden Kälte auch die Langeweile
ertragen, denn Tageszeitungen waren natürlich nicht verfügbar.
Nach einigen Wochen gelangten schließlich fast alle Gäste
wohlbehalten am Festland an und erinnern sich bestimmt noch lange
an die schöne Zeit auf Borkum.
Buchtip:
Reinhold W. Feldmann: Grüsse aus Borkum (100 Ansichtskarten von
anno dazumal), Burchana Verlag Borkum
Szenario-Ideen
- Geht es Ihnen auch so? Haben sie die Begründung
verstanden, mit der die drei Restaurationsbetriebe 1914 gesprengt
wurden? Ich nicht. Zuerst dachte ich an eine Aktion einiger Hotelbesitzer,
die ihre Konkurrenz loswerden wollten, aber nachdem mir der alte
Poppinga in der Kneipe an der Reede die wahre Geschichte erzählt
hat, weiß ich es besser. Die drei Betriebe sollen auch einem
anderen, unheiligen Zweck gedient haben und alle unter der Hand
Heinrich Killians gestanden haben, der die Insel dann (fluchtartig?)
verlassen hat. Haben soll, denn wer sollte die Gebäude sonst
wieder erbaut haben, wenn nicht er? Und zu welchem Zweck werden
sie auch heute wieder genutzt, wenn die Fensterläden geschlossen
werden? Und wer hätte sonst Grund gehabt, den alten Poppinga,
der behauptet hatte, Killian gesehen zu haben, gestern Nacht auf
brutale Weise zu ermorden?
- Der Alte Leuchtturm ausgebrannt? Na gut, kann passieren. Aber
seitdem im Jahre 1925 sich die Personen häufen, die des Nachts
ein seltsames Wesen am Strand gesehen haben wollen, das scheinbar
den Neuen Leuchtturm anheulte und sich ihm zu nähern versuchte,
ist der Borkumer Arzt mit den Anfällen von geistiger Umnachtung
so überfordert, daß, er eine kleine Gruppe zusammenstellt,
die des Nachts den Strand beobachtet und feststellt, daß sich
tatsächlich ein Wesen in immer kürzeren Abständen
dem Strand nähert. Gleichzeitig kommt man einer Gruppe von
Personen auf die Spur, die den Neuen Leuchtturm nachts für
ihre Chorproben nutzen, auch wenn ihr Liedgut ein wenig seltsam
erscheint. Doch bevor sich ein Zusammenhang ergibt, ist die Nacht
da, in der das Wesen das Wasser verläßt und sich dem
Leuchtturm nähert. Was dort passiert, ist nicht überliefert,
aber dem Arzt und seinen Verbündeten gelingt es, das Wesen
zum Petroleumhaus zu locken, wo kurz darauf eine unglaubliche Explosion
Borkum in seinen Grundfesten erschüttert. Wo diese unglaubliche
Masse klebrigen Schleims herkommt, kann die Polizei nicht aufklären,
aber um dieses Unglück nicht wieder vorkommen zu lassen, wird
der Turm elektrifiziert und das Petroleumhaus nicht wieder aufgebaut.
- Am 23. November 1928 geriet der schwedische Dampfer "Hagfors"
vor Borkum in Seenot. Das Borkumer Rettungsboot "Hindenburg"
unter Herman Klaas Ackermann konnte zwar die zwölfköpfige
Besatzung retten, das Schiff ging aber mit einer großen Holzladung
am Borkumer Riff verloren. Die 6000 Holzbohlen, die in den nächsten
Tagen am Strand antrieben, gingen natürlich in den Besitz der
Finder über. Was man aber noch fand, darüber verlieren
die Borkumer kaum ein Wort. Auch die Krankheit, an der alle 12 Schweden
binnen einer Woche starben, ist bis heute nicht bekannt. Was auf
dem Schiff passierte als es bei sturmgepeitschter See unterging,
davon hat niemand der Retter ein Wort erzählt. Aber fragen
sie in einer ruhigen Stunde mal Herman Klaas Ackermann, dann können
Sie selbst entscheiden, ob sie das, was Seemänner "vertällen",
auch für Seemannsgarn halten, so wie ich seitdem.
- Kommt es bei Ihnen auch vor, daß Ihre Freunde sich, obwohl
man ihrer Hilfe dringend bedarf, lieber aus dem Staub machen, um
ihre eigene Haut zu retten? Dann schicken Sie sie doch nach überstandenen
Strapazen im Spätherbst zu einem Kuraufenthalt nach Borkum.
Wer kann denn auch ahnen, daß ein Eiswinter so früh und
plötzlich auftritt und Ihre Freunde für unbestimmte Zeit
auf der Insel festsetzt. Herzlich werden sie eingeladen, am Leben
der Insulaner teilzuhaben. Doch einige scheinen beim "Swinslachten"
geradezu in einen Blutrausch zu verfallen, der einige Tage das Leben
auf der Insel zur Hölle macht. Nur gut, daß es eine Telegrafenstation
gibt. Gibt? Naja, wenn der Mast nicht letzte Nacht im Sturm umgerissen
worden wäre. Dabei könnte man fast meinen, daß einige
der Halteseile wie gekappt aussehen. Da können wir nur hoffen,
daß der Kuraufenthalt Ihren Freunden nicht zum Verhängnis
wird.
- Die Leute im Ostdorf der Insel scheinen ein Volk für sich
zu sein, kommen sie doch nur selten ins Westdorf um einzukaufen.
Sie sind gastfreundlich, neben aber niemanden über Nacht bei
sich auf. Jemandem, der einen Unfall hatte oder zu betrunken war,
um ins Westdorf zu gelangen, nimmt eine junge Frau entgegen allen
Regeln dennoch heimlich bei sich auf. Was das jedoch in einer kleinen
Gemeinschaft, die seit Jahrhunderten unter Inzucht leidet, für
Folgen hat, das vermag auch der Weiseste nicht vorauszusehen.
Spielhilfen
Umrechnung: 1$ = 3 RM (Reichsmark)
Die Überfahrt von Emden nach Borkum hin und zurück
kostet 12 RM, die einfache Fahrt von Helgoland nach Borkum kostet
15 RM.
Unterkünfte (Auswahl):
Luxusklasse:
25 RM pro Nacht
Centralhotel (Carl Wille), Am Rathaus (Neue Straße)
Hotel Dabelstein (Deutsches Haus), Bismarckstraße
Köhlers Strand-Hotel, Promenade
Hotel Kaiserhof, Promenade
Gehobene Klasse:
17 RM pro Nacht
Bahnhofshotel
Hotel Bakker sen., Neue Straße
Hotel Bakker jun., Neue Straße
Hotel Eltze, Strandstraße
Hotel Irene, Prinz-Heinrich-Straße
Hotel Landsberg, Bismarckstraße
Strand-Hotel Hohenzollern, Promenade
Villa Viktoria, Promenade
Hotel Viktoria, Promenade
Nordseehotel, Promenade
Strandvilla Behrends, Promenade
Strandvilla Bakker, Promenade
Strandvilla Hawich, Promenade
Mittelklasse:
60 RM pro Woche, 10 RM pro Nacht
Villa Ems, Bahnhofsplatz
Pension Poppinga, Strandstraße
Pension Wybrands, Strandstraße
Pension Staghouwer, Strandstraße
Villa Gerhards, Kirchstraße
Hotel Bodeewes, Kirchstraße
Villa Fresena, Prinz-Heinrich-Straße
Villa Silesia, Prinz-Heinrich-Straße
Villa Frisia,Prinz-Heinrich-Straße
Villa Stollwerck, Promenade
Ohne Klasse (Zimmer):
3 RM pro Nacht
Kapitän B. de Vries, Damenpfad
H. Kersten, Süderstraße
Fam. Teerling, Süderreihe
Weitere Einrichtungen:
Restaurant und Cafe Sturmeck, Nordstrand
Jägerheim, Inselmitte
Wilhelmslust, Südstrand
Post- und Telegrafenamt, Bahnhofshotel (bis 1926)
Postamt, Hotel Dabelstein (ab 1926)
Adler-Drogerie, Damenpfad
Bauunternehmung Haak Mennenga, Alte Schulstraße
Inselarzt Dr. Gerd Schmidt, Alte Schulstraße
Bierverleger Hermann Kersten, Süderstraße
Bäckerei Dykmann, Süderstraße
Cafe Aggen, Am Alten Leuchtturm
Bauernhof Hinderk Willems Dykmann, Am Alten Leuchtturm
Bakkers Apotheke, Große Straße
Johann Fischers Bazar, Große Straße
Rathaus, Neue Straße
Bademeister Gerd Teerling, Neue Straße
Bäckerei G. van Raden, Neue Straße
Textilgeschäft J.J. Akkermann, Neue Straße
Cafe Schmidt, Strandstraße
Kaffee- und Milchwirtschaft Upholm, Inselmitte
Kaffee- und Milchwirtschaft Bloemfontain, Am alten Deich
Insulanernamen:
Johann Dabelstein, Daniel Poppinga, Cornelius Wybrands, Hidde
Staghouwer, B. de Vries, Cornelius Berents, Gerhard Teerling,
Fam. Dykmann, Hermann Kersten, Thomas Bekaan, Fam. Aggen, Hinderk
Willems Dykmann, Folkert Dykmann, Carl Wille, Wilhelm Bakker,
Johann Fischer, Peter Aggen, Klaas Meyer, G. van Raden, J.J. Akkermann,
J. Landsberg, Emmi Köhler, Fam. Bekaan, Fam. Meeuw, Fam.
Elderts, Fam. Sleeboom, Fam. Juist, Fam. van Dyken, Wilhelm Wegmann,
Haye Teerling, Jochen Bekaan, Fam. Kuhlmann, Fam. Neehus, Jan
Lübben, Jan Jochems Bekaan, Michel Teerling, Wilhelm Gauer,
Fam. Hilbrands, Arend Bakker, Freerk Sleeboom, Chr. Meyer, Christoffer
Staghouwer, Gerhard Lübben, Johann Ebeling, Wilhelm Eilers,
Heinrich Killian, Otto Hawich, Fam. Beelte, Fam. Grabisch, Evert
und Antke Bekaan.
(c) by
Kai Crystalla 1999
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